Schlagwortrussland

Was so Wunderliches passiert

Russland ist ja ein Land voller Merkwürdigkeiten. Ein Land voller Wunderlichkeiten, ein Land zum Augenrollen, Naserümpfen, Augenbrauen hochziehen.

Ich bin vor zwei Wochen umgezogen, raus aus dem Wohnheim, rein in die Kommunalka. Noch russischer kann man wohl kaum wohnen. Wir, das heißt meine Zimmermitbewohnerin Zoe und ich, leben hier zusammen mit fünf anderen Parteien. In der Küche stehen vier Herde, im Bad vier Waschmaschinen, und jeder hat seinen eigenen Toilettendeckel. Aber wir haben 25qm ganz für uns allein, plus Abstellkammer, und jetzt endlich auch Internet. Außerdem bin ich nicht mehr auf die Metro angewiesen, was wahrscheinlich das beste an der ganzen Sache ist. Nun, zumindest nicht, wenn ich nicht gerade zur Uni fahre. Die ist ja am anderen Ende der Welt.

Aber was passiert sonst noch so Seltsames?
Seltsam ist, wenn man an der Kasse steht, auf dem Band liegen Bananen, Reis, Brot, Wasser, eine Packung Gojibeeren (die merkwürdigerweise hier recht beliebt zu sein scheinen) und der Kassierer nimmt die Packung Gojibeeren, murmelt etwas Unverständliches und schmeißt sie einfach weg.
Seltsam ist, wenn man im Hof von einer Frau angequatscht wird, die dich fragt, wie sie den Akku in ihr Handy einzusetzen hat – es ist ihr gerade in der Treppe runtergefallen – es aber perfekt hinkriegt, und eigentlich überhaupt nicht auf deine Hilfe angewiesen ist.
Seltsam ist, wenn man sich mit Obdachlosen, die im Keller gegenüber wohnen, anfreundet, weil dein Kumpel nicht mit zu dir nach Hause durfte.
Seltsam ist, zu erfahren, dass man hier nach elf im Supermarkt keinen Alkohol mehr kaufen kann.
Seltsam ist, wenn man in seiner Stammkaraokebar rumhängt, jemand dir erzählt: „Hey, ich stell dir mal die und die vor, die ist auch aus Deutschland!“, und es stellt sich heraus, dass sie mit dir zusammen studiert.
Seltsam ist auch, wenn man in eben genannter Bar ist, von der Bühne runtergeht und auf einmal liegen auf deinem Tisch zwei Packungen Pistazien.
Seltsam ist ebenfalls, wenn man in der Bar gegenüber rumhängt und der Barkeeper einfach kommentarlos dein Bier die ganze Zeit nachfüllt – mit der Begründung, dass man ja gegenüber wohnt und wohl öfter vorbeikommen wird. Und man dann anstatt um zwei um sechs Zuhause ist.

Aber manchmal trifft man in dieser Bar auch jemanden, den man mag, jemanden, mit dem man sich dann später wieder trifft, ein paar schöne Momente teilt, dann um 8.00 morgens nach Hause kommt und Nudeln mit Ketchup essend in der Küche sitzt und plötzlich geht die Tür auf und dein Nachbar kommt rein und frühstückt. Du gehst ins Bett, stehst drei Stunden später wieder auf und bewaffnest dich dann mit Sonnenbrille und Safttrinkpäckchen, um dich mit deinen Freunden zum Sushi zu treffen.

Manchmal möchte man aber auch einfach nur einen Brief versenden und muss sich dann rechtfertigen, warum man kein Fotoshooting im Anschluss möchte und auch seine Nummer nicht dem Posttypen geben will. Manchmal steht man vor einer Bar, tauscht sich aus über Geschichten von sexuellen Übergriffen und dann kommt ein besoffener Typ vorbei und grabscht einfach deine Hüfte.
Manchmal ist man einfach nur voller Hass auf all die Leute, die zu blöd sind, die Metro vernünftig zu benutzen und überall im Weg rumstehen. Überhaupt voller Hass auf die Enge, denn egal, wo man gerade ist, wo ein Gang ist, da ist auch ein Mensch drin, der ihn komplett versperrt. Manchmal sind sogar die Gehwege so eng, dass man auf einer Seite warten muss, bis entgegenkommende Personen an einem vorbeigelaufen sind.

In manchen Momenten liebt man aber auch einfach nur seine Mitbewohnerin dafür, dass sie immer das gleiche kauft wie man selbst und dann drei verschiedene Packungen Granola und 20 Eier im Schrank stehen.

Und manchmal, da ist eben einfach nur alles irgendwie okay.

Reisezeiten

In Russland sind die Autos dreckiger. Das ist das erste, was auffällt, wenn man hier die Straße rauf und runter schaut. Es sind auch mehr Menschen unterwegs. Als ich mit meinem überdimensional großen Koffer aus der Metro aussteigen wollte, blickte mir auf der anderen Seite der Tür ein Schild entgegen „Der nächste Ausgang ist nebenan!“ stand dort drauf, und eine Mauer. Nebenan, da kommt man aber leider nicht hin, wenn der Gang voller Menschen ist und der Koffer schwer und unhandlich. Also bin ich eine Station weitergefahren. Und dann wieder zurück. Auch hätte ich fast meinen Flug verpasst, weil in Schönefeld Zustände herrschten, als wäre heute die allerletzte Möglichkeit noch zu verreisen. Aber die Hälfte der Passagiere hatte sich verspätet, also wartete das Flugzeug. Und dann, ja, dann sind da noch meine Sitznachbarn. Sie Ukrainerin, er Deutscher, zur Besuch bei Familie in Sankt Petersburg, Sylvester feiern. Ihre Tradition: bei jedem Flug Wodka trinken. Wodka hatten sie leider nicht an Bord, es hätten sich im Laufe der Zeit zu viele Leute damit abgeschossen. Also musste Bier her. Und weil ich nunmal nebenan saß, quasi zur Familie gehörte, zum erlesenen Kreis, musste ich auch trinken.
So spät am Flughafen war ich übrigens nur, weil ich noch Kaffee kaufen musste auf dem Weg dorthin, und in der Sbahn gemerkt habe, dass ich meine Schlüssel vergessen hatte in meiner Tasche.
Aber als ich dann in Veras Wohnung saß, eine Tasse schwarzen Tee in der Hand, auf dem zehn Zentimeter Durchmesser umfassenden Röhrenfernseher laeuft The Big Bang Theory in russisch synchronisierter Version und draußen glitzern die letzten Reste halb geschmolzenen Schnees traurig in der Dunkelheit, da wusste ich: ich bin angekommen. Alles wird gut.
Wenn es Tee gibt, dann ist alles in Ordnung.

I like you a bit

Was zum Teufel ist eigentlich in den letzten Tagen passiert?

Freitag war ich wieder beim Hockey (und habe noch ein Tor gemacht. Ich hab’s langsam raus. Yeah.) Samstag hab ich irgendwie vergessen. Sonntag gab’s dann Barabend mit „den Mädels“ (vor ein paar Jahren hätte ich jetzt um Erschießung gebeten. Wie Zeiten sich ändern!). Aber zuerst traf ich mich mit meinen russischen Hockeyfreunden auf der Insel, um Fußball zu gucken. Jedenfalls war das der Plan. Ich hatte aber Sonntag meinen verwirrten Tag und habe die SMS mit der Wegbeschreibung nicht richtig gelesen. Ich bin also zu irgendeiner Metrostation geeiert, um da festzustellen, dass ich dort gar nicht hinsollte, also bin ich wieder zurückgefahren, aber mit dem falschen Bus, dann habe ich die Station verpasst, die meiner eigentlichen Station am nächsten war und musste voll weit laufen. Alles in allem war ich c.a. 50 Minuten zu spät und alles fing damit an, dass ich versucht hatte, Röstzwiebeln zu machen und zu spät gemerkt habe, dass ich die komplette Wohnung eingeräuchert hatte. Na ja. Nun. Fußball war gut; dass Zenit gegen ZSKA gewonnen hat glich die schmachvolle 5:0 Niederlage der Hertha ein bisschen wieder aus. Ein bisschen.
Anyways. Ich wollte mich danach noch mit den Eremitage-Mädels in einer Bar am Nevsky treffen. Ich war natürlich zu spät. Ich wollte Miss Russia bei Kazan abholen, also waren wir zusammen zu spät. Ich textete What’s-She-Called-Again und sie war auch zu spät. Die Andere Neue wohnte nebenan und sagte von Anfang an, wir sollen ihr schreiben, wenn wir in der Bar sind. Wir haben uns also alle kollektiv dazu entschieden, uns eine halbe Stunde später zu treffen, ohne das abzuklären. Wir sind Genies. Der Barabend verlief dann sehr lustig. What’s-She-Called-Again und ich haben aus Lust am Hedonismus einen 850ml Long Island Ice Tea bestellt. Danach war alles witzig. Miss Russia hat dem Barkeeper ihre Telefonnummer gegeben. Wir wurden dann rausgeschmissen, weil es hieß, dass bald geschlossen wird, also sind wir noch zu Miss Russia, die uns mit Karotten gelockt hatte. Es stellte sich heraus, dass es Tiefkühlkarotten waren. Aber egal, es gab mikrowellenaufgewärmtes Gemüse und alle waren zufrieden. Der Barkeeper hat sich auch tatsächlich gemeldet – Highlight des Abends.
Highlight des nächsten Tages war, dass Die Andere Neue und ich zum Ladoga See fahren wollten. Ich war Planer. Natürlich ging das schief. Wir trafen uns um zwölf am Finnländischen Bahnhof und kauften also ein Ticket nach Prioersk. Ich hatte irgendwo in Internet gelesen, dass man dahinfahren sollte, wenn man zum Ladoga See möchte. Prioersk also. Am Ende stellte sich heraus, dass der nächste Zug erst um 16.20 fährt und drei Stunden braucht. Wir entschieden uns dann, das Ticket verfallen zu lassen und wann anders zu fahren. Zum Glück ist Öffentlicher Verkehr in Russland nicht so teuer. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, sodass ich den ganzen Weg mit einem Schlenker über die Peter-und-Pauls-Festung zufuß zurückgegangen bin. Und ich habe offiziell den Sommer eingeläutet, denn ich habe ein Eis gegessen. Ich bin beim Auspacken dessen zwar fast überfahren worden, und es war auch nicht lecker aber hey. Eis.

Das war also Montag. Am Dienstag war ich ziemlich lange arbeiten und danach mit What’s-She-Called-Again im market place, weil ich noch einen Flyer für die liebste Zeitung designen musste und sie lernen wollte. Wir waren dann so lange da, dass die Speaking Club Menschen kamen und dann ist etwas Merkwürdiges passiert. Ich sitze nichtsahnend am Tisch und blicke mich um in der Erwartung, langsam Menschen eintrudeln zu sehen, die ich kenne. Und dann kam auch ein Mensch, den ich kannte. Allerdings nicht vom Couchsurfing. Und auch nicht aus Piter.
Sondern aus der Uni. Ich habe also zufällig in Sankt Petersburg eine Person aus meinem Russisch Literaturkurs getroffen, wie weird ist das bitte? Aber okay. Cool.
Am Mittwoch war ich ziemlich sauer auf die Menschen, mit denen ich meinen Palmyra-Comic zeichne. Und auf eigentlich alle im Büro. Also bin ich ziemlich früh abgehauen und habe den Ami angerufen, um ihn zu fragen, ob er mit mir Kuchen essen geht und irgendwie ist das ein bisschen ausgeartet. Wir waren spazieren, Kuchen essen, Kaffee trinken, im Park chillen und dann war es so spät, dass wir direkt von dort zu ein paar Leuten wollten, um Filme zu schauen. Wir haben den Ort nicht gefunden und sind in irgendeiner schäbigen Bar gelandet. Natürlich fuhr, als ich nach Hause wollte, längst kein Bus mehr, aber weil ich keine Lust auf Taxi hatte, habe ich dann bei Ami geschlafen, er hat ja schließlich drei Betten. Am nächsten Tag hab ich mir dann gedacht „Arbeit, nähh.“ und wir haben den ganzen Tag rumgegammelt, Se7en geschaut und gegessen. Danach war dann donnerstägliches CS-Meeting. Ich hatte What’s-She-Called-Again eingeladen, mit mir dorthin zu gehen, sonst wäre ich wahrscheinlich einfach irgendwann nach Hause gefahren. Auf meinem Weg dorthin jedenfalls fand ich einen regungslosen Körper auf dem Boden. Stellte sich heraus, dass es einfach nur ein bewusstloser Suffi war, aber trotzdem war ich in Sorge. Zuverlaessige Quellen haben mir spaeter mitgeteilt, dass mit der Person aber wohl alles in Ordnung ist.
Anyways. Ich wollte nichts trinken, weil ich ja am Tag davor schon so lange unterwegs war und ich heute wirklich in die Eremitage wollte. Also bestellte ich mit What’s-She-Called-Again ein Wasser für mich und ein Bier für sie.
Wenn das mal so einfach gewesen wäre. Wir warteten ewig, dann brauchte die Barkeeperin Stunden, um ihr Bier zu zapfen, dann wollte niemand unser Geld. What’s-She-Called-Again hat dann irgendwann angefangen von 30 runter zu zählen – wenn bis dahin keiner kommt, gehen wir eben ohne zu zahlen. Es wollte uns zwar keiner abkassieren, dafür stand plötzlich ein zweites Bier vor uns, das sich als herrenlos herausstellte. Natürlich kann ich als besorgte Person ein armes Bier nicht einfach so alleine auf dem Thresen stehen lassen, also beschloss ich kurzerhand, es zu adoptieren.
Fehler, man. Fehler.
Ich trank also das Bier. Dann hieß es „Wir gehen noch in diese andere Bar“. Okay, wenn ich dort bin, kann ich auch noch eins trinken. Dann kam What’s-She-Called-Again’s Part.
Kurzum, ich blieb sehr lange in dieser Bar. Ich trank sehr viel Zeug und gab viel zu viel Geld aus. Ich lernte sämtliche Menschen in diesem Etablissement kennen, inklusive merkwürdiger Österreicher, die sich als Deutsche ausgaben. Ich sang Bitter Sweet Symphony und Smells Like Teen Spirit und verabschiedete mich dann mit What’s-She-Called-Again und einem dubiosen Menschen. Eins führte zum anderen und ich war um viertel nach Sieben zuhause und ziemlich baked. Ich habe einen merkwürdigen Patchwork-Fisch, der mich heute morgen aus meinem Schal heraus angelächelt hat. Als ich am Küchentisch saß war ich immer noch so verplant, dass Хозайка mir empfahl, mich wieder hinzulegen. Also schlief ich noch ’ne Stunde und machte mich dann auf den Weg zur Arbeit. Ich habe das dumpfe Gefühl, immer noch nicht nüchtern zu sein.
Irgendwie enden meine Abende immer ganz anders als erwartet.

Sleep is for the weak

„You know what, I feel really happy. Not just on the outside, but really, completely, sincerely, genuinely happy. Like the shadow inside my head is gone for a while.“ „Well, in America we have a word for that.“ „Which is?“ „Drunk!“

Aber das ist nicht wahr, ich fühle mich nicht betrunken. Okay, gut, in dem Moment, in dem ich das sagte, war ich betrunken. Aber ich dachte es auch am Tag danach. Und am Tag danach. Ich denke es fast jeden Tag, wenn ich im Sonnenschein zur Arbeit gehe. Mir geht es hier wirklich gut und zum ersten Mal in meinem Leben bin ich das, was man wohl im Allgemeinen zufrieden nennt.

Geschlüpft ist der Gedanke auf Chilääns Abschiedsrunde. Er schrieb „Um Acht in der Bar.“ dann schrieb er „Ich bringe noch wen mit.“ und dann „Ich rufe dich an, wenn ich losgehe.“ Bis Acht hatte niemand angerufen. Um halb Neun schrieb ich ihm eine SMS. Um Neun bekam ich die Nachricht, er sei jetzt unterwegs. Also setzte auch ich mich in Bewegung. In der Bar traf ich unerwartet auf Ami, der anscheinend die Begleitung darstellte, doch von Chilään keine Spur. Es stellte sich heraus, dass Ami seit c.a. anderthalb Stunden auf uns wartete, während sich Chilään fröhlich verspätete und ich Zuhause auf Neuigkeiten wartete. Na ja. Happens. Der Abend an sich verlief bierlastig, als ich an den Punkt kam, an dem ich mich ziemlich betrunken und fertig fühlte und bereit war zu gehen, lernten wir plötzlich die netten Russen vom Nebentisch kennen und ich sah mich dazu gezwungen, mit ihnen eine weitere Runde zu trinken. Wir verließen die Bar dann auf Aufforderung des Personals, закрываемся, wir schließen. Ups.

Samstag war auch so ein Abend. Ich war erst arbeiten, weil wir zu irgendeinem Event geladen wurden, auf welchem zwei meiner Mitvolontärinnen und ich dann gefragt wurden, ob wir Griechen seien. Klar. Jedenfalls wurden die Andere Neue und ich zum Essen eingeladen von ein paar Couchsurfing Leuten. Ich erwartete so fünf Personen. Wir waren c.a 25 und okkupierten das gesamte Restaurant. Es gab Hot Pot und ich habe mit Stäbchen gegessen und nach 30-minütigem Kampf hat es auch irgendwann geklappt, aber ich habe noch nie so lange gebraucht, um satt zu werden. Nach dem Essen verabschiedete sich die Andere Neue. Ich wollte eigentlich auch gehen, ließ mich aber „auf ein Bier um die Ecke“ überreden, schließlich waren wir nicht weit von meinem Haus entfernt. Aus einem Bier wurden zwei, auf einmal gab es Shots und als es dann hieß was nun? war ich plötzlich mit einem Russen, dessen Namen ich nicht wusste und einem in New York lebenden Chinesen, dessen Namen ich auch nicht wusste, der für mich einfach nur „der mit der verrückten Kokain-Story“ war, in einem schäbigen Hotel irgendwo im Zentrum der Stadt. Die verrückte Kokain-Story erklärt sich folgendermaßen: er vermietet im großen Stil Wohnungen über airbnb. In einer dieser Wohnungen lebte bis vor kurzem ein Mädchen, das auf einmal krass koksabhängig wurde, ein Loch in die Wand schlug, versuchte, vom Dach zu springen und dann ins Krankenhaus geliefert wurde. Sie wurde aus offensichtlichen Gründen rausgeschmissen. Das mit dem Hotel erklärt sich durch die Story: der Hong-Kong-Mann wollte mit dem Freund des Kokainmädchens telefonieren und die Geschichte klären. Derweil tranken der unbekannte Russe und ich seinen Alkoholvorrat aus. Wir wollten dann Freunde vom Hong-Kong-Mann in einer Bar treffen. Es stellte sich heraus, dass das auch meine Freunde waren. Ferner stellte sich heraus, dass die Bar zu voll war und wir deshalb nicht mehr eintreten konnten. Es war zwei Uhr morgens, wir wurden zum Salsa eingeladen und gingen dann doch weiter in einen Club. Dort trafen wir allerlei Proletariat, unter Anderem einen Typen aus Deutschland. Diese Deutschen, die sind aber auch wirklich überall. Kurzum, nach mehreren Stunden netter Unterhaltung und schwitzigen Tänzen zu schrecklicher Musik war ich dann so gegen Sieben im Bett. Guten Morgen.

Sonntag dachte ich dann: ich schlafe aus und dann lerne ich ein bisschen, aber im Endeffekt war ich mit der Anderen Neuen shoppen. Ich habe ein Kleid gekauft, ich liebe es, es ist warm, gemütlich und wunderschön. Am Montag habe ich mir einen Block gekauft, mich an die Neva gesetzt, meine Jacke ausgezogen, die Sonne genossen und gezeichnet. Entspanntes Leben, entspannte Freizeitbeschäftigungen. Auch entspannt: mein langersehnter Besuch ist endlich da. Kommunikationstechnisch gab es einiges Hin- und Her und ich habe bereits jetzt mein ganzes Guthaben verbraucht. Aber das macht nichts. Donnerstag gehen wir wieder mal ins Theater, diesmal gibt es Schwanensee. Aufregend. Samstag bin ich eingeladen, um klassische litauische Tänze zu lernen. Посмотрим. Wir werden sehen.

Einmal Ja und zurück.

Das war also mein letzter Schultag. Wow. Ich bin ja ein bisschen überwältigt. Das ging jetzt doch alles ziemlich schnell. Ich hatte das zwar erwartet, aber wie schnell war dann doch etwas atemberaubend. Und es ist wahnsinnig viel passiert. In den letzten Tagen war ich dann auch unglaublich viel unterwegs und ich habe endlich meine Challenge erfüllt: mich mit den Briten zu betrinken. Gestern war nämlich St. Patrick’s Day und anlässlich dessen sind wir nach der Schule erst mal zum Lunch gegangen. Um zwei hatte ich dann mein erstes Bier getrunken. Also weiter in eine irische Bar, O’Hooligans, Fahnen, Luftballons und irische Hüte. Mehr Bier. Und Never Have I Ever. Aber wir konnten nicht bleiben, weil unser Tisch reserviert war, also auf in die nächste Bar. Und noch mehr Bier. Nun ist donnerstags aber auch immer Couchsurfing, also habe ich mich irgendwann verabschiedet und wollte mich mit dem Ami an der Metro treffen. Als ich aus der Tür trat fing es plötzlich an wie blöd zu schneien und zu regnen. Ich versuche also, angetrunken und vollkommen blind den Weg zur c.a. 1,5km entfernten Metrostation zu finden und brauche 40 Minuten. Na ja, passiert. Beim Couchsurfing dann noch mehr Bier, Salat und Pommes. Das Café schließt um elf, also wollte ich mit ein paar Leuten noch weiterziehen. 20 Minuten Fußweg. Ne doch nicht. Ami und ich verabschieden uns von den andern. Ich frage mich ja wirklich.. na ja, egal. Als ich zuhause ankam jedenfalls, hatte meine Gastfrau besuch, also gab’s noch ein Glas Sekt. Um eins war ich dann im Bett. Elf Stunden Suff und am nächsten Tag Schule. Wir waren dann auch nur zu zweit in der Klasse, aber hey. Es war auch alles ein bisschen emotional heute, war ja immerhin mein letzter Tag, also gab’s nach dem Unterricht auch eine kleine Abschiedsparty, mit Rede, Champagner und allem drum und dran. Ich habe sogar ein Zeugnis bekommen, siehe oben. Im Anschluss war ich mit den Britinnen 1 & 2 im Museum, wo wir noch einen anderen Briten getroffen haben. Zu viele Briten. Heute war ein wunderschöner Tag, der erste Tag, an dem sich Piter wettertechnisch von seiner bezaubernden Seite gezeigt hat. Als ich zur Schule fuhr, war die Neva exakt zur Hälfte gefroren, als ich nach Hause fuhr schwamm Eis darin – es sah atemberaubend aus, dazu dieser strahlend blaue Himmel, Sonnenschein, wow.
Heute war auch wieder Hockey – und ich habe mein erstes Tor gemacht. Yay! Was für ein Moment! Und Mittwoch war ich mit Ami in der Eremitage. Wir haben uns erst mal verlaufen. Aber macht ja nichts, dafür ist sie ja auch da, dafür ist sie so riesig. Ist ja kuschelig.
What is more: ein bisschen Gefühlsduseligkeit. Wenn ich so den ganzen Tag rumhänge und ausschließlich Russisch oder Englisch spreche, ist es schwierig bis unmöglich aufzuhören, auf Englisch zu denken. Dann gehe ich mir selber auf die Nerven, weil ich nicht dazu in der Lage bin, meine Gedanken exakt so auszudrücken, wie ich das jetzt gerne möchte und nicht zurück ins Deutsche wechseln kann. Even more: Sich gewählt ausdrücken zu können ist. so. verdammt. attraktiv.
Das war’s erst mal. Verwirrter Beitrag aus einem verwirrten Seelenleben.

P.S.: ich habe mein Zugticket nach Moskau und mein Flugticket nach Sochi gebucht. Shit is about to get real, man.

Von Pancakes, Feuern und Palästen

Und das Wochenende ist schon wieder vorbei. Meine letzte Schulwoche hat angefangen. Das Stimmungsbarometer geht auf und ab. Auf der einen Seite freue ich mich natürlich, das Praktikum anzufangen, aber auf der anderen Seite habe ich mich gerade gemütlich in dieses Leben eingerichtet. Ich habe langsam angefangen, mich an alles zu gewöhnen, mich an St. Petersburg und Russland an sich zu gewöhnen und mich hier wohlzufühlen. Ich fühle mich hier sogar fast ein bisschen Zuhause. Es ist schon interessant, in der ersten Woche war natürlich alles noch neu und spannend, aber die ganze Aufregung legte sich dann in den darauffolgenden Tagen und wich einem Gefühl, bei dem einen einfach alles ankotzt. Es ist irgendwie gemein, sich wieder komplett neu auf Dinge einlassen zu müssen, wenn man gerade irgendwo mit Herz, Kopf und Seele angekommen ist. Aber so ist das wohl.
Am Wochenende, genauer gesagt am Samstag, war ich wie angedeutet mit dem Ami und dem Typen aus Kassel in Puschkin. Es ähnelte schon einem kleinen Abenteuer, überhaupt dorthin zu kommen. Der Ami und ich hatten die Führung komplett unserem Freund überlassen, der uns mit seiner deutschen Effizienz beeindrucken sollte. Wir sind also bis zum Metro-Bahnhof Moskovskaya gefahren und wollten von da aus weiter mit der Marschrutka. Bis wir herausgefunden hatten, was das ist, wo es fährt, wohin es fährt und, vor allem, wie man es anhält verging eine halbe Stunde. Eine weitere halbe Stunde verging, bis wir verstanden haben, wo wir aussteigen müssen – zum Glück war es da noch nicht zu spät. In Puschkin angekommen sind wir dann durch einen großen, grünen Park spaziert und haben Paläste besichtigt. Ich denke, das ist eher nicht so das Winterding, ich kann mir aber vorstellen, dass es im Sommer wunderschön dort ist.
Gestern war dann auch der letzte Tag der Masleniza, eine ganze Woche, in der der Frühling begrüßt wird in dem man Unmengen an Pancakes isst (Ohja. Pancakes. Eine Woche lang.) und hinterher Menschen verbrennt. Der Ami hat mich eingeladen, mit ihm zu einem der vielen Brennpunkte (ha-ha) zu gehen, aber irgendwie haben wir nicht den richtigen Ort gefunden, sind stundenlang durch die Stadt gestreunert und an mysteriösen Metrostationen gelandet um im Endeffekt stundenlang teetrinkend in irgendeiner Bar zu versacken. Teetrinkend, weil ich mir vorgenommen habe, diese Woche nichts zu trinken, was bis heute auch wunderbar funktioniert hat. Aber meine Gastfrau hatte heute sehr viel Besuch und dementsprechend musste ich auch eins, zwei, drei, vier Gläschen Wodka mit ihnen trinken. Der Moment, den ich die ganze Zeit herbeigefürchtet hatte, ist gekommen. Ich fühle mich ein wenig entjungfert, aber es geht mir gut – wie man sieht kann ich noch tippen. Ich musste auch Kaviar essen – furchtbar ekliges Zeug. Ich bin froh, dass meine Abneigung dagegen einhellig zwar nicht verstanden, aber zumindest akzeptiert wurde.

Interessant: ich habe heute Nacht davon geträumt, dass mich irgendjemand dazu einlädt, mit ihm/ihr zu einem Masseur zu gehen. Als ich heute Mittag mit ein paar Freunden beim Lunch saß, hatte ich kurz überlegt, zu erzählen, dass ich endlich wieder träume und wovon ich geträumt habe, habe es dann aber verworfen, weil das jetzt nicht besonders interessant ist. Als ich nach Hause kam stellte mir meine Gastfrau einen Freund von ihr vor – einen Masseur, natürlich. Ich bekam dann auch meine Massage – ich habe also sozusagen die Zukunft vorhergesagt in meinem Traum! Aber das ist noch nicht alles. Als ich gestern mit Ami in der Bar saß, redeten wir, wie immer, über Gott, die Welt und alles. Irgendwann kamen wir auf das Thema spontane Erleuchtungen. Als ich heute am Küchentisch saß und mit meiner Gastfrau und dem Masseur sprach und als der Masseur plötzlich damit anfing, dass ja alles miteinander verbunden sei im Universum (und genau habe ich nicht verstanden, worum es ging), hatte ich genau so einen Moment, in dem man denkt: was mach ich hier überhaupt? Und warum bin ich hier? Und wie absurd ist das eigentlich, dass ich gerade in Russland bin, an einem Küchentisch sitze, Unmengen an Tee und Süßkram vernichte und dabei über irgendwelche meditativen Ideen rede? AUF RUSSISCH? Fast wie damals mit Conspiracy Guy irgendwo in Lettland.
Die Dinge wiederholen sich.

Selbstbild als Schildkröte

I’m going to slip into the sweet embrace of unconsciousness for the night.

(Oh Gott, ich hasse WordPress dafür, dass es dieses Bild abgeschnitten hat!)

Ein bisschen Kitsch darf auch mal sein. Die Sonne schien heute (zumindest hat sie es versucht). Als ich die Wohnung verließ war davon zwar nicht mehr so viel zu sehen, aber immerhin. Das Wichtigste ist: ich habe endlich meine Hausarbeit abgegeben! 14 Seiten Schwerstarbeit, aber am Ende ging es doch schneller als erwartet. Ich hoffe, es ist halbwegs okay – trotz des eklatanten Quellenmangels.

Gestern war ich wieder beim Couchsurfing-Event. Nach Dienstag habe ich beschlossen, die restliche Woche nüchtern zu bleiben, also trank ich Grapefruitsaft. Ich mag die Leute dort. Wir haben seit gestern auch einen weiteren Deutschen im Team, er war mit. Er kommt aus Kassel. Coincidence? I think not. Wir haben zusammen versucht, dem Ami zu erklären, was „Fick dich ins Knie“ bedeutet. Sein Kommentar: „I just graduated from a cocksucker to a kneefucker. That’s great, man!“ Ich beging an dem Abend auch den Fehler, den beiden mitzuteilen, dass ich nicht pfeifen kann. Auf meinem Weg nach Hause erhielt ich eine SMS: „Bist du sicher, dass du alleine nach Hause laufen kannst? Ich meine, wenn du in Gefahr bist, kannst du nicht mal Pfeifen!“, woraufhin ich, angekommen, erwiderte, dass ich es trotz aller Widrigkeiten Heim geschafft hätte und das Pfeifen gar nicht nötig hätte. Danach hieß es: „Das ist wie einer Baby-Schildkröte zu gratulieren, dass sie es ins Meer geschafft hat, ohne Französisch zu können. Die Möglichkeit war einfach nie gegeben.“ Yep, that’s me.

Man kann in Russland übrigens nicht schwarz fahren, es ist unmöglich. Sobald man in den Bus steigt, kommt eine Person und dreht dir ein Ticket an, es ist unvermeidlich. Sollte man es trotzdem irgendwie schaffen, muss man 500 Rubel Strafe zahlen. Das sind immerhin ungefähr sieben Euro, davon kann man sich schon mal ein AB-Tagesticket für Berlin kaufen. Was ich auch nicht verstehe, ist die Sache mit den Zebrastreifen. Ich bin mir einfach nicht sicher, ob die Autos dort anhalten müssen, oder ob das mehr ein Vorschlag für die Fußgänger ist, dass hier doch ein geeigneter Ort sei, um die Straße zu überqueren. Für Ersteres halten die Fahrer zu selten, für Zweiteres zu oft. Ich hoffe ich bin schlauer, bevor ich endgültig abreise.

Als Letztes: morgen fahre ich mit Ami und Kassel-Mensch nach Puschkin. Das ist ein Distrikt etwas außerhalb der Stadt, wo einiges an Palästen und anderen schönen Dingen rumsteht. Ich bin gespannt.

This was a triumph..

Morgen ist Frauentag. Aus diesem Anlass hat der Ami heute Rosen in der Schule verteilt. Und anschließend in der ganzen Straße. Ich musste mitkommen, damit er nicht wirkt wie ein hilfloser Junggeselle auf der Suche nach Anerkennung, aber ich glaube nicht, dass das viel gebracht hat.
Gestern war ich noch mal im Theater, diesmal Carmina Buhrana. Und auch das, wow. Ein Chor, ein Orchester, wahnsinnige Atmosphäre. Nur die Zuschauer, die sind ein bisschen nervig. Die einen finden ihre Plätze nicht, bis eine halbe Stunde nach Beginn der Aufführung. Bei den anderen klingelt ständig das Handy. Und wieder andere können nicht die Klappe halten. Aber so ist das wohl wenn man sich an öffentliche Plätze begibt, man kann Menschen nicht ausweichen.
Abgesehen davon haben wir heute neue Mitschüler bekommen und eine davon kommt aus Münster. Abgesehen davon, dass ich endlich mal wieder ein bisschen Deutsch reden kann, ohne, dass mich jemand auslacht (ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals sagen werde), gebietet sie auch der Invasion der „britischen Mafia“ (Zitat Dozentin) einhalt. Meine Gastfrau ist heute nicht da, weil sie über die Feiertage auf die Datscha verreist ist, also habe ich den Ami und die Münsteranerin gleich eingeladen, um all das Essen zu vernichten, das sie mir hinterlassen hat. Was gut geklappt hat. Aber den Kuchen, der schmeckt und riecht, als sei er in einem Rumfass geboren, den wollte niemand anrühren. Na ja. Dann eben nicht.

Liebe, 24 Stunden

Und auf dem Asphalte stand geschrieben: LIEBE 24 STUNDEN. Und auf dem Asphalte ebenfalls stand geschrieben: ARBEIT FÜR MÄDCHEN. Und auf den Wänden stand DROGENABHÄNGIG? ALKOHOLPROBLEM? ES GIBT EINEN AUSWEG!

Die Russen wissen eben, worauf es ankommt. Liebe, Arbeit und Vergnügen, die drei Grundpfeiler des Lebens. Einerseits.

Andererseits: als ich mich heute auf dem Weg zur Schule befand, kam mir Trolleybus Nummer 11 Richtung ulitsa korablestroitelej entgegen. In fröhlichen Farben trug er an diesem Tag die Aufschrift „Спасибо за победу!“, danke für den Sieg. Daneben eine Friedenstaube mit den Worten „70 Jahre“. Ich bin nicht patriotisch, und ich bin nicht der Meinung, dass man mit einem Feiertag (09. Mai, Tag des Sieges) einem der schrecklichsten Kriege allerzeiten gedenken sollte. Vor allem dann nicht, wenn sich die Barbaren von damals als Retter von heute ausgeben, aber nun denn. Um es mit typischer turbostaatlicher Eloquenz auszudrücken: so ist das wohl, so ist das.

Nebenbei, Feiertag war gestern auch in meinem Leben. Nach einem Spaziergang durch die Straßen entschied ich mich dazu, Wareniki (gefüllte Teigtaschen) zu machen. Und nach den ersten drei, die wie immer missraten aussahen, kam mir plötzlich der Geistesblitz über die richtige Falttechnik. Kann sein, dass das die russische Aura der Küche war, jedenfalls bin ich jetzt erleuchtet. Und lecker waren sie! Ich bin stolz. Nach fünf Jahren der Unwissenheit, nach fünf quälend langen Jahren, in denen ich mich immer fragen musste: wie? WIE VERDAMMT?, ist es endlich vorbei.
Nun denn, heute Abend ist Couchsurfingevent und nächste Woche Dienstag ist frei, Tag der Frau. Ich gehe mit dem Ami, das wird bestimmt interessant. Vielleicht lerne ich einen reichen russischen Oligarchen kennen, heirate, stürze Putin, setze mich auf den Zarenthron und regiere Russland. Vielleicht.
Vielleicht tanze ich aber auch nur auf dem Tisch und wir singen alle Arm in Arm всё нормально, супер гут.

EDIT: wir haben wirklich супер гут gesungen. Feier ich.

Nimm dir mehr!

Petersburg ist so ziemlich das verschneite Äquivalent Londons. Der Himmel ist pausenlos grau, Wolken ziehen ihrer Wege, Kassiererinnen sind immer schlecht gelaunt. Inzwischen ist der Schnee dem Eis gewichen und die Leute blockieren ständig mit ihrem Hintern den Bürgersteig. Es ist auch kälter geworden, aber mir persönlich ist es ziemlich egal, ob jetzt -8 oder nur -1 Grad herrschen, kalt ist kalt. Nach einer Woche bin ich mit den Briten noch keinen Schritt voran gekommen, obwohl mir eine meiner Kursmitgliederinnen gesagt hat, mein Pullover sei schön – das muss man vielleicht auch als Erfolg sehen. Ansonsten war ich gestern mit dem Ami, dem Texaner und dem Spanier in einem Restaurant, das „der Zar“ hieß und das wir hauptsächlich besucht hatten, weil das Gerücht umging, die Toiletten dort seien so schön (waren sie wirklich. Eingebettet in einen Thron in einem Raum voller pornografischer Malereien, deren pikanteste Stellen mit hübschen grellgrünen Blättern überdeckt waren). Im Zar konnte man einen Granatapfelsaft für 1000 Rubel (c.a 12€) oder heiße Schokolade für 350 Rubel (ca. 4,50€) bestellen. Ich habe mich für die heiße Schokolade entschieden, aber sie war nicht besonders atemberaubend. Dafür war die Bedienung nett und am Ende meines Aufenthaltes durfte ich auf einem Thron sitzen und die Herrschaftsinsignien in der Hand halten, das sind die 4,50€ doch schon fast wert.
Ja, nun. Am Freitag gehe ich dann Eishockey spielen. Ich bin gespannt. Wie ich mich kenne ziehe ich mir irgendeine absurde Verletzung mit fantastischem Namen zu und mein Aufenthalt ist vorbei, aber das Risiko gehe ich ein. Dadurch, dass ich hier so sehr mit leckerem Essen vollgestopft werde („Nimm Butter! Nimm mehr Butter! Iss noch ein Brot! Nur einen kleinen Schluck Wein! Noch einen!“) bin ich ganz froh um sportliche Betätigung. Auch die Tatsache, mal nicht mit den immergleichen Leuten aus der Schule rumhängen zu müssen ist verlockend.
Es ist übrigens etwas außergewöhnliches passiert. Es ist das eingetreten, wovor ich mich so sehr gefürchtet habe, bevor ich abgefahren bin. Etwas ganz und gar abenteuerliches.
Kohl.
Ich habe Gerichte gegessen, die zu 90% aus Kohl bestanden – und sie waren lecker! Was aber nicht heißt, dass ich das Zuhause nachmache. Das sind besondere Umstände. Überhaupt weiß ich auch gar nicht, was das war oder wie man das nachmacht und nein, das kann ich unmöglich fragen.

Ob ich wohl immer noch ich sein werde, wenn ich wiederkomme? Oder werde ich zu einer kohlessenden, eishockeyspielenden Maschine mutieren? Wer weiß. Wer weiß..