Reisezeiten

In Russland sind die Autos dreckiger. Das ist das erste, was auffällt, wenn man hier die Straße rauf und runter schaut. Es sind auch mehr Menschen unterwegs. Als ich mit meinem überdimensional großen Koffer aus der Metro aussteigen wollte, blickte mir auf der anderen Seite der Tür ein Schild entgegen „Der nächste Ausgang ist nebenan!“ stand dort drauf, und eine Mauer. Nebenan, da kommt man aber leider nicht hin, wenn der Gang voller Menschen ist und der Koffer schwer und unhandlich. Also bin ich eine Station weitergefahren. Und dann wieder zurück. Auch hätte ich fast meinen Flug verpasst, weil in Schönefeld Zustände herrschten, als wäre heute die allerletzte Möglichkeit noch zu verreisen. Aber die Hälfte der Passagiere hatte sich verspätet, also wartete das Flugzeug. Und dann, ja, dann sind da noch meine Sitznachbarn. Sie Ukrainerin, er Deutscher, zur Besuch bei Familie in Sankt Petersburg, Sylvester feiern. Ihre Tradition: bei jedem Flug Wodka trinken. Wodka hatten sie leider nicht an Bord, es hätten sich im Laufe der Zeit zu viele Leute damit abgeschossen. Also musste Bier her. Und weil ich nunmal nebenan saß, quasi zur Familie gehörte, zum erlesenen Kreis, musste ich auch trinken.
So spät am Flughafen war ich übrigens nur, weil ich noch Kaffee kaufen musste auf dem Weg dorthin, und in der Sbahn gemerkt habe, dass ich meine Schlüssel vergessen hatte in meiner Tasche.
Aber als ich dann in Veras Wohnung saß, eine Tasse schwarzen Tee in der Hand, auf dem zehn Zentimeter Durchmesser umfassenden Röhrenfernseher laeuft The Big Bang Theory in russisch synchronisierter Version und draußen glitzern die letzten Reste halb geschmolzenen Schnees traurig in der Dunkelheit, da wusste ich: ich bin angekommen. Alles wird gut.
Wenn es Tee gibt, dann ist alles in Ordnung.

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