looking for love in all the wrong places

I’m happy for now, but I’m still hurting. Life in Berlin is fine. I have my friends, I like my studies, I am content with my job, my apartment is great, my neighborhood cozy. My neighbors are annoying, but I can live with that. I am finally picking up on some hobbies – like rock climbing, for example – and am generally fit, I go running once a week with a friend, I have a regular breakfast date with Ansgar, things are okay. I’m still hurting.

I miss Russia. I look back at my notes from last year, and I feel a pang of pain. Things weren’t even that great back then, but I still miss it. There is no place that makes me feel quite as happy as Saint Petersburg. Even though there is barely anything left to care for in this city. My friends are almost all gone. It’s hard to make a decent living. The number one hang out activity is going to a bar, and the air is so polluted that running is impossible.

I still miss it. When I finally had everything sorted out to stay, Covid made it nearly unbearable to do so. I don’t even know if I would want to live there again long-term. I just wish I could visit as often as I feel homesick. Or maybe, that I could take everything I have here and move it there. Of course that’s impossible.

So I’m staying here, paralyzed, not knowing what to do. Once again I feel directionless in life. There are so many options, and I’m just waiting for one to manifest itself into a real path.

Pizza

Ich liege im Bett und starre an die Decke. Das mache ich häufiger in letzter Zeit. Im Hintergrund versucht mein Ofen, mit kräftigem Brummen eine Tiefkühlpizza aufzuwärmen. Zu einer gesünderen Mahlzeit hatte ich keine Energie mehr.

Ich muss gerade eine Hausarbeit schreiben. 6000 Wörter. Keine Kleinigkeit, aber kein Ding der Unmöglichkeit in den Semesterferien. Aber ich muss auch 30 Stunden nebenbei arbeiten. Ein 7-wöchiges Auslandspraktikum vorbereiten. Nebenbei manchmal ein bisschen freiberuflich Lektorieren und Übersetzen, weil das Geld als Werkstudentin für meine Miete nur ganz knapp reicht. Ja, ich bin bafögberechtigt, aber das Bafög wäre noch weniger als mein Gehalt. Wohngeld kriege ich deshalb trotzdem nicht.

Im Sommersemester wurde uns gesagt, dass wir die Fristen für unsere Hausarbeiten, anders als im Wintersemester, nur im Notfall werden verlängern dürfen. Hohe Arbeitsauslastung sei kein Notfall. Aber was soll ich machen? Nicht arbeiten? Ich kann keinen Urlaub nehmen – der geht für mein unbezahltes Vollzeitpraktikum drauf. Und das auch nur zur Hälfte. In der zweiten Hälfte meines Praktikums muss ich nebenbei weiterarbeiten. Klar, es gibt Stipendien. Aber nur, wenn man mindestens ein halbes Jahr im Voraus plant. Wie soll das funktionieren, mit der Pandemie? Ich kann selbst jetzt nicht sicher sein, ob nicht doch im September wieder alles zugesperrt wird und ich mein Praktikum doch nicht antreten kann. Dabei sind es nur noch zwei Wochen bis dahin.

Nicht alle haben ein Sicherheitsnetz, das sie auffängt, wenn sie straucheln. Wenn ich strauchle, dann habe ich ein Problem. Dann muss zuerst die Uni dran glauben und danach die Arbeit. Nein, meine Eltern können mich nicht unterstützen. Ich bin Arbeiterkind. Meine Mutter ist aufgrund einer Behinderung in Frührente und bekommt eine bescheidene Rente. Mein Vater? Keine Ahnung.

Ich dachte, ich schaffe das. Mit der Hausarbeit und den 30 Stunden. Aber die Bibliotheken sind zu. Man kann sich Arbeitsplätze buchen, aber man muss die ganze Zeit mit FFP2-Maske dort sitzen. Zudem habe ich meine Uni noch nie von Innen gesehen – ich habe 2020 angefangen mit meinem Master. Ich weiß also nicht, wie die Arbeitsplätze aussehen, wo sie sind. Das klingt vielleicht lächerlich, aber in unbekannten Situationen fühle ich mich sehr unwohl. Und dazu noch die FFP2-Maske, die ich natürlich trage, wenn ich muss, aber nicht mit Freuden. Wie soll man so arbeiten, wenn man ständig vor Nervosität am Platz hin- und herrutscht?

Ich dachte heute, ich simuliere ein bisschen richtiges Studentendasein und frage meine Freunde, ob sie mit mir wenigstens in einem Café arbeiten. Aber keiner hatte Zeit. Und die, die Zeit hatten, studierten an einer anderen Uni, in dessen Bibliothek ich mich nicht setzen durfte als Externe.

Dass die Büchereien zu sind bedeutet auch, dass man nicht nach Büchern stöbern darf. Man kann sie sich ausleihen, wenn man es vorher online vormerkt. Aber man kann nicht die Regalreihen entlanggehen und nach weiteren Quellen suchen. Man kann sie nicht vor Ort durchgehen und gegebenenfalls wieder zurückstellen, wenn man sie nicht braucht.

Nach zwei Coronasemestern und der völligen Ignoranz der Politik den Student:innen gegenüber, bin ich psychisch völlig am Ende. Ich weiß, wenn die Inzidenz im Herbst wieder hochgeht – und das wird sie, denn sie steigt ja jetzt schon – dann sind wir die ersten, die wieder Abstriche machen müssen. Dass Hygienekonzepte in Kitas möglich sind – denn die Eltern der Kinder in eben diesen Kitas müssen schließlich fleißig in die Steuerkasse zahlen – , in Hochschulen aber nicht, ist der blanke Hohn. Und dann liest man überall in den Nachrichten: meiste Coronainfektionen bei den 20-30-jährigen. Die jungen Erwachsenen, die gehen die ganze Zeit raus, reisen, Party machen. Die sind Schuld daran, dass die Pandemie sich weiter ausbreitet. Seit anderthalb Jahren immer zurücksteckend, was soll man da auch erwarten? Zudem es in Berlin bis Juli fast unmöglich war, einen Impftermin zu bekommen, sofern man keine schlimmen Vorerkrankungen mit sich brachte.

Ich bin müde. Ich bin ausgebrannt. Ich bin frustriert. Ich bin verzweifelt. „Vielleicht solltest du mal eine Therapie machen“, könnte man mir jetzt sagen. Und ich antworte: Ja, liebend gern. Aber es gibt keine Plätze. Ich habe es versucht.

Also esse ich stattdessen Pizza und liege im Bett. Ich glaube, vielleicht sollte ich einfach aufgeben.

Spiraling

Ich weiss nicht, wie ich mich fuehle. Seltsam. Etwas planlos. Immer, wenn ich meine Tage habe, ueberkommt mich diese unstemmbare Nostalgie, diese Schwermut, diese Sehnsucht nach dem, was vor der Pandemie war. Mein Leben so, wie ich es wollte, damals. Endlich angekommen an dem Punkt, an dem ich einfach bleiben konnte. Und dann kam alles anders.

Ich glaube unerschuetterlich daran, dass es einen Grund gibt, warum alles so gekommen ist, wie es kam. Dass es dadurch besser wird. Ich muss daran glauben, sonst verloere ich einfach den Verstand. Anderthalb Jahre lang habe ich unermuedlich darauf hingearbeitet, entspannt in Sankt Petersburg leben zu koennen. Das war mir ca. einen Monat vergoennt. Warum? Was soll das? Was habe ich getan?

Und jetzt ist eigentlich alles genau so wie vorher. Ich bin schon wieder in Deutschland, schon wieder am studieren, schon wieder irgendwie ungluecklich. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf – wenn das jetzt fuer immer so weitergeht, Oeffnungen, Lockdown, Oeffnungen, Lockdown, Reisen eine einzige Tortur – wie lang, bis du dich umbringst?

Ja, natuerlich freue ich mich auch manchmal. Auf die Plaene, die ich geschmiedet habe. Kasachstan, Armenien – Erlebnisse, die ich so wahrscheinlich nicht gemacht haette (bzw. machen wuerde), wenn alles so geblieben waere. Aber zu welchem Preis?

Ich will doch nur leben.

vielleicht lieber nicht

ich weiss nicht, wie ich mich fuehle. ich versuche, in mich hineinzuhorchen, aber es ist still. wie findet man so etwas heraus, wenn man nicht mit sich spricht?

ich wuenschte, es gaebe einen einfachen weg, herauszufinden, was man will. es war alles sehr verwirrend die letzten tage und gleichzeitig irgendwie – nicht. ich denke, es war verwirrend, und ich denke, es war aufwuehlend, aber irgendwie bin ich gar nicht aufgewuehlt.

ja, ich habe viel geheult, es war anstrengend. es war eben das drama, nachdem ich gesucht habe. aber als david und ich uns dann montagabend verabschiedet haben – und sogar einen abend frueher als wir es unbedingt gemusst haetten – habe ich mich seltsam leer gefuehlt. nicht befreit, nicht traurig, nichts. ich bin nach hause gegangen, habe geduscht und bin dann doch noch mal los, um mich mit annie zu treffen.

und heute fuehle ich mich irgendwie uneasy, nervoes. er sitzt gerade im flugzeug. er hat viele dinge gesagt. ich finde es ok, solange ich meinen abstand wahren kann. aber was heisst das ueberhaupt? es war schoen, zu kuscheln und ein bisschen zu knutschen. ich habe heute mit meinem arbeitskollegen darueber geredet und er meinte „tl;dr you still have feelings for him“ und mir wurde klar, dass ich mich mit der frage bis dahin gar nich befasst habe. habe ich (noch) gefuehle? ich habe im moment eher gefuehlt gar keine gefuehle.

ich weiss nicht. ich bin vorsichtig. ich versuche, dinge so zu machen, dass sie sich nicht stressig oder negativ anfuehlen. aber fuehlen sie sich gut an? und was soll das ueberhaupt sein? ist es auch okay, wenn es sich nach nichts anfuehlt? ich weiss es nicht. ich will nicht zurueckfallen in jeden tag schreiben und antworten muessen und ich liebe dich. das habe ich ihm auch gesagt. er schien damit ok zu sein. trotzdem hat er mich gestern abend nach einer netten sprachnachricht gefragt. ich habe angefangen, ihm eine zu senden, und dann ist mir aufgefallen, ich will nicht das machen, was ich sonst mache. ueber meinen tag reden und meine emotionen. also habe ich ihm einfach nur gesagt, dass ich hoffe, dass er einen guten flug hat und gutes essen und dass mein tag unaufregend war.

es war schoen, zu wissen, dass er da ist, und dass man sich sehen kann, wenn man will. ich weiss nicht, ob es gut ist oder nicht, dass es nur knapp eine woche war. ich frage mich, wo ich jetzt waere, wenn ich dageblieben waere im dezember. waere ich jetzt mitgekommen nach kalifornien?

ich glaube, ich muss mir einfach zeit lassen und meine gedanken ordnen. seltsamerweise fuehlen sie sich nicht chaotisch und wild an. lediglich irgendwie.. abwesend. aber vielleicht muss man nicht alles erzwingen.

moving on and away

time relentlessly moves forward
and my heart hurts in all kinds of ways

i wish i wasn’t such a coward
i wish i knew my place.

seit genau einer woche bin ich wieder in russland und natuerlich ist schon wieder viel passiert, wie immer.
nachdem ich mich erst nicht mit david treffen wollte habe ich mich nach erhalt der info, dass er bald wieder zurueck nach kalifornien faehrt, doch dafuer entschieden. und dann waren wir auf einmal in karelia fuer ein paar tage.

aber das ist eigentlich gar nicht mal so wichtig. es ist schmerzhaft-schoen hier zu sein. alles ist so vertraut, aber das, was sich veraendert hat, weckt in mir ein gefuehl des verpassens. ich war nicht da fuer diese veraenderung. der semya in der naehe von unserer alten wohnung ist jetzt ein grosser vkusville. und ich war nicht da. wir waren gestern im brimborium und mussten dann ein teures taxi nach hause nehmen ich haette einfach laufen koennen, es waeren 2 minuten gewesen.

ich will irgendwie nicht darueber reden, was mich wirklich beschaeftigt, aber so fuehlt es sich auch falsch an.

eine welt ausserhalb meiner welt.

die schnittmenge zwischen berlin und sankt petersburg ist so klein, ich weiss nicht, ob vielleicht gerade das nicht das anziehende an der ganzen sache ist, die moeglichkeit, zwei leben in einem zu fuehren, sozusagen. ein leben in berlin mit relativer stabilitaet, karriere, uni und ein leben in sankt petersburg mit aufregung, abenteuer, ungewissheit.

es fuehlt sich nicht an, als sei ich gross weg gewesen. ich bin eben einfach wieder da. nichts grosses dabei.

selected thoughts

bisexual sex fantasies be like „there’s a cute boy … who transforms into a girl.. and back into a boy and.. no, wait, he’s a girl again“

things i eventually had to learn: just take the goddam pills when you’re in pain, goddamit. no justification needed.

Well

-jokingly-
„Why are you always being such a dick to me?“
„Because it’s so easy. But in a nice way!“
„Am I supposed to take this as a compliment?“
„Yeah!“

Alright then.

here we are again

es geht in zyklen, das mit dem nicht-schlafen-koennen. aber in welchen, das habe ich noch nicht so genau herausgefunden.

ich mache ernst mit meinen plaenen fuer russland. morgen schicke ich meinen visumsantrag ab. ich weiss noch nicht, ob das alles so eine gute idee ist, ob es wirklich sinn ergibt. aber ich weiss, dass es mir guttun wird, und das ist nach diesen monaten der stagnierenden depression das wichtigste.

dream?reality

it’s okay to daydream, i’m telling myself as i proceed to bury reality under a junk pile of destructive thoughts.

it’s going nowhere now, is it, life, and everything.

ich plane mal wieder, nach sankt petersburg zu fahren, wie immer. das visum ist unerwartet teuer, aber erreichbar. vielleicht kann ich etwas laenger bleiben, vielleicht, das waere schoen. einfach mal weg fuer ein bisschen, in meine vertraute umgebung, nach hause und zu zoe. vielleicht sage ich auch david bescheid und treffe mich mit ihm auf ein eclair-date, vielleicht, aber zoe wohnt nicht zentral, das heisst, ich muss mich auf das wochenende verlegen, falls wir noch unsere alte wohnung haetten, waere das kein problem. das eclair cafe ist fuenf minuten davon entfernt, ich koennte mich einfach einmal kurz in der pause treffen. zentral leben hat vorteile, aber bei zoe leben ist umsonst.

gedanken: zu viel. warum ueber dinge tagtraeumen, die nie passieren werden? weil es sonst keine tagtraeume waeren. aber es ist schon ein bisschen uncomfortable und enttaeuschend, weil man traeumt ja auch, weil man hofft, dass es eben doch wahr werden koennte.

also traeume ich von kaffeepausen im eclair-cafe und davon, mir regenfeste schuhe zu kaufen, wahrscheinlich bei galereya irgendwo in diesem grossen schuhladen, vielleicht auch im nevsky tsentr, dort, wo ich meine winterschuhe gekauft habe. ich traeume vom entlanglaufen auf dem nevsky, vom volkovskoe pivo trinken mit zoe, von einem besuch bei beergeek und im jaws und natuerlich beim ovoshi i frukty laden. ich sage allen hallo und kuschle mit baby, ich gehe zur neva und lasse mich von den wellen davon tragen. vielleicht fahre ich nach vyborg, vielleicht bleibe ich auch eine nacht in moskau und begruesse lyosha und sveta. vielleicht gehe ich zu tantsploschadka, es scheint auf zu sein. vielleicht antwortet mir auch kristina und wir koennen ein sektfruehstueck bei granola haben. und ist stephanie noch da? vielleicht kann ich auch zum ballett ins marinsky und ins kino. wie geht es wohl elina?

all das sind traeume, dazu muss ich erst mal einen weg finden, das visum zu bezahlen, oder vielleicht findet sich ja doch noch jemand, der ein weilchen in meiner wohnung uebernachten moechte.

am montag treffen wir uns mit der arbeit, persoenlich, ganz real. und ich tagtraeume auch hier, moechte jemand hinterher noch ein bier trinken? ich traeume und sage now, does anyone want to grab a drink – of any kind, the alcoholic or the non-alcoholic? und ich traeume, dass ein paar mitkommen, dass es eskaliert, dass es noch ein bisschen warm ist es soll schoen werden sonntag und montag tagsueber ich ueberlege, meinen aperture science beutel mitzunehmen, wenn man bleibt, dann wird es kalt, ich werde ein top tragen und einen kurzen rock und dazu meine roten schuhe und ich werde im beutel meine jacke mitnehmen und den beutel kann ich auf meinen gepaecktraeger packen, dann muss ich ihn nicht tragen und ich traeume, dass wir irgendwann nachts im park liegen und sterne zaehlen und ein bisschen betrunken sind, ein bisschen, nicht zu viel, nur froehlich, zufrieden, warm, wohlig.

das ist natuerlich alles zu viel gedacht, aber was bleibt einem denn noch?

ich bin zu hause, ich erlebe nichts, es passiert nichts, es ist still, ruhig, leise, so still, ruhig, leise wie noch nie in meinem leben. dabei ist doch prinzipiell so viel geplant in der zukunft irgendwann und vielleicht kriege ich den platz in der summer school in kasachstan und dann bin ich fuer zwei wochen dort, waere das nicht amazing? und dann fahre ich nach armenien, naechstes jahr. es ist nicht nichts.

ich habe eine 1,0 in meiner hausarbeit bekommen und ich freue mich, aber es ist auch nur asche im wind. ein fluechtiges gefuehl, leicht, beinahe wertlos, nichts zum festhalten, nichts zum hinterher schauen, schoen, ok, cool, weiter.

es tut gut, mal wieder so zu bloggen, wie ich normalerweise eben blogge, wenn viel passiert und ich viel zu sagen habe, wenn ich viel niederschreiben und festhalten moechte, einfach drauflos, ohne drumherum, gedanken, klar, ehrlich, vollstaendig? nein, nicht vollstaendig, natuerlich ist immer ein bisschen geheimniskraemerei luegen? dabei

ja, okay, okay, ich bin gespannt, wie du aussiehst, ob ich gelegenheit habe, zu wissen, wie du dich anfuehlst, einfach nur so, weil es spannend ist, weil es das spannendste ist, was ich gerade habe, sehr unangenehm, aber wahr.

daria und ich haben letztens zufaellig im park karl getroffen, karl, der mir gesagt hat, wie schoen meine augen seien, wie viel energie dahinter stecke, karl, der nicht dabei war bei meinem grossen abend aber in dem zeitraum in dem so viel seltsames passiert ist und der sich nie wieder bei mir gemeldet hat, nachdem ich, depressiv im zimmer sitzend, mit mueden augen, denselben wunderschoenen augen, traege vom gewicht meiner seele, seine einladung zum essen doch noch abgelehnt habe.

ich bin heute um sieben uhr irgendetwas aufgestanden ich versuche es, wirklich, es klappt oft nicht, aber ich versuche es jeden tag, ich lasse mich nicht unterkriegen und ich war den ganzen tag muede, aber jetzt nicht mehr, jetzt ist es halb eins und ich liege im bett mit dem kopf auf meinem pinguin und dem pinguin auf dem kissen und dem laptop auf den angewinkelten beinen die haut an haut aneinanderkleben und ueber denen die decke drapiert ist und zwar so, dass sie unter meiner brust anfaengt und meine arme und meinen rechten fuss frei laesst.

ja, vielleicht habe ich doch etwas zu sagen, wenn auch nicht viel, wenn auch nichts wichtiges, aber es ist ein bisschen, ein zukuenftiges relikt einer weiteren ungewissen zeit die auf ganz neue art seltsam ist und das ganz und gar nicht im positiven sinne.

fahrradfahren

Weil ich nicht darüber schreiben kann, wo ich bin, weil sich das nicht ändert, sollte ich vielleicht darüber schreiben, wo ich gerne wäre. Aber die seltsamen Geschichten, die einem das Leben oft so entgegen wirft, die kann man sich eigentlich nicht ausdenken.

Ich steige in der Dunkelheit auf mein Fahrrad. Weil es alt ist, und nicht besonders gut in Schuss, fällt mir das Treten schwer. Nach wenigen Metern stelle ich fest, dass ich meinen Helm vergessen habe. Ich überlege ein bisschen, entscheide mich aber schlussendlich dagegen, noch einmal umzukehren. Wozu?
Wenn ich nachts in den Straßen unterwegs bin höre ich absichtlich keine Musik. Nicht, weil ich denke, dass es gefährlich sein könnte. Sondern, um die Stille zu genießen. Die ganz besondere Stille, die nur an Orten vorkommt, die eigentlich immer lärmerfüllt sind. Nun, sofern es unter dem Rütteln und Klappern und Quietschen meines Rades eben still sein kann.
Ich fahre Richtung Zoo, wo die geräuschlose Nacht besonders laut ist. Unterwegs denke ich immer wieder über den Grund meiner Reise nach. Mein Handy vibriert. Mein Rock flattert mir um die Beine. Ich solle mir abgewöhnen, mit Rock Fahrrad zu fahren, sagt sie, aber mir ist das egal. Wenn es warm ist, trage ich einen Rock. Wenn es kalt ist, trage ich auch einen Rock, dann aber mit Strumpfhose. Gerade ist es zum Glück nicht kalt.
Geistesabwesend radle ich die Straße hinunter. Lichter huschen an mir vorbei. Es gibt vielleicht weniger Lärm, denke ich, dafür aber doppelt soviel Licht. Manchmal erregt etwas meine Aufmerksamkeit und ich drehe mich beim Fahren nach links und rechts um. Das ist eine Angewohnheit, die ich leider unabhängig davon, ob viele Autos unterwegs sind, habe, aber ich bin nichtsdestotrotz froh über die Abwesenheit potentiell tödlicher motorisierter Vehikel.
Wieder vibriert mein Handy. Aber alle Ampeln sind grün und ich habe gerade so ein fantastisches Fahrgefühl. Ein Gefühl von Freiheit und Schwung und Geschwindigkeit. Ich werde ihr sagen, dass ich gute Laune habe, nehme ich mir vor. Dass ich froh war über ihre Nachricht, auch, wenn sie seltsam ambig klang. Mich überholen ein paar Krankenwagen, die mit ihrem blauen Flackern und den schreienden Sirenen den dunklen Samtvorhang meiner Gedanken gewaltvoll beiseitewischen.
Nur noch einmal rechts, einmal links abbiegen, dann bin ich da. Als ich um die Ecke düse, mache ich mir eine mentale Notiz, dass hier ein neues Café aufgemacht hat. Das wird ihr gefallen. Wir könnten morgen dorthin gehen und einen Café Au Lait trinken, das ist ihr Favorit, und einen Carrot Cake frühstücken, mein Liebling, weil wir es können, weil Sonntag ist und sich niemand darum scheren wird, weil man das Leben auch mal genießen muss, und man sich mit diesen ausländischen Bezeichnungen für alltägliche Nahrungsmittel so wunderbar international fühlen kann.
Als ich nach zwanzigminütiger Fahrt etwas keuchend bei ihr vor der Tür stehe und klingele, bin ich optimistisch gestimmt. Die Zukunft, male ich mir aus, wird kaffeegetränkt und gemütlich sein. Ein verliebtes Lachen im Schneidersitz mit zurückgeworfenem Kopf auf einem buntgemusterten Teppich. Ich klingele noch mal.
Wo bleibt sie denn?