KategorieKolumnal

Under Construction

Mal ein bisschen Off-Topic Content:

Aus China stammend geht auf Instagram eine neue Beauty-Challenge herum, bei der man sich ein Blatt A4-Papier vor die Taille hält. Wenn das Papier größer ist als die Taille, Glückwunsch, dann hast du den neuen chinesischen Internet-Schönheits-Standard erreicht.

Natürlich gab es auch instantan eine Prostestaktion dagegen, bei der sich Menschen übergroße Kartons vor den Körper halten. Oder eben Bilder von Menschen, deren Taille eindeutig nicht hinter dem Blatt verschwindet. Prinzipiell ist das ja eine gute Sache, demonstrieren gegen den Schönheitswahn von jungen Mädchen, aber ist schon mal jemandem aufgefallen, dass das hauptsächlich zwei Kategorien von Leuten machen:
– die, die selbst schlank sind
– die, die fett sind.
Wäre ich dreizehn und mein größter Wunsch wäre ein Bauch schmaler als mein Collegeblock, würde mich das beeinflussen? Wohl kaum. Dass es nicht gesund ist, sich so herunterzuhungern oder zu trainieren brauche ich an dieser Stelle wohl kaum zu erörtern. Warum es allerdings gut und okay sein soll, dafür zu propagieren, dick oder sogar fett zu sein, verstehe ich hingegen nicht. (Und ich rede hier nicht von „ein bisschen zu viel auf den Rippen“ oder „pummelig“ – pummelig ist irgendwie süß) Es geht mir jetzt nicht darum, dass das nicht meinem ästhetischen Idel entspricht. Es geht mir darum, dass das einfach ungesund ist. Adipositas ist doch nicht erstrebenswert. Fühl dich wohl in deinem Körper! Ist eine schöne Message, okay, alles klar, keep calm, das haben wir verstanden. Aber wenn ich mich jetzt mit einem schwarzen Raucherbein fotografieren würde, würde mir keiner sagen, ich solle mich wohlfühlen. Wahrscheinlich hörte ich dann eher Dinge wie „Selbst Schuld, jeder weiß doch, dass Rauchen ungesund ist“. Aber okay, fatshaming ist böse, thinshaming ist irgendwie gerade noch so in Ordnung, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass über alledem doch das Wichtigste vergessen wird: liebe die Person, nicht den Körper.  (Bitte hier Bild mit tiefsinnigem Spruch einfügen.)
Die Tatsache, dass solche Challenges immer und immer wieder in den verschiedensten Formaten auftauchen, ist doch auch nur ein Beweis dafür, dass das ganze Protestzeug nicht hilft, weil es am völlig falschen Punkt und mit den falschen Mitteln ansetzt. Jeder weiß doch inzwischen, dass man sich in seinem Körper wohlzufühlen – hat. Denn wer nicht zufrieden ist mit seiner Figur wird so lange mit Motivationspostern bombardiert bis er sich glücklich seufzend mit einem Becher Eis in die Couch wirft. Morgen gehe ich ins Fitnessstudio.

Nimm dir mehr!

Petersburg ist so ziemlich das verschneite Äquivalent Londons. Der Himmel ist pausenlos grau, Wolken ziehen ihrer Wege, Kassiererinnen sind immer schlecht gelaunt. Inzwischen ist der Schnee dem Eis gewichen und die Leute blockieren ständig mit ihrem Hintern den Bürgersteig. Es ist auch kälter geworden, aber mir persönlich ist es ziemlich egal, ob jetzt -8 oder nur -1 Grad herrschen, kalt ist kalt. Nach einer Woche bin ich mit den Briten noch keinen Schritt voran gekommen, obwohl mir eine meiner Kursmitgliederinnen gesagt hat, mein Pullover sei schön – das muss man vielleicht auch als Erfolg sehen. Ansonsten war ich gestern mit dem Ami, dem Texaner und dem Spanier in einem Restaurant, das „der Zar“ hieß und das wir hauptsächlich besucht hatten, weil das Gerücht umging, die Toiletten dort seien so schön (waren sie wirklich. Eingebettet in einen Thron in einem Raum voller pornografischer Malereien, deren pikanteste Stellen mit hübschen grellgrünen Blättern überdeckt waren). Im Zar konnte man einen Granatapfelsaft für 1000 Rubel (c.a 12€) oder heiße Schokolade für 350 Rubel (ca. 4,50€) bestellen. Ich habe mich für die heiße Schokolade entschieden, aber sie war nicht besonders atemberaubend. Dafür war die Bedienung nett und am Ende meines Aufenthaltes durfte ich auf einem Thron sitzen und die Herrschaftsinsignien in der Hand halten, das sind die 4,50€ doch schon fast wert.
Ja, nun. Am Freitag gehe ich dann Eishockey spielen. Ich bin gespannt. Wie ich mich kenne ziehe ich mir irgendeine absurde Verletzung mit fantastischem Namen zu und mein Aufenthalt ist vorbei, aber das Risiko gehe ich ein. Dadurch, dass ich hier so sehr mit leckerem Essen vollgestopft werde („Nimm Butter! Nimm mehr Butter! Iss noch ein Brot! Nur einen kleinen Schluck Wein! Noch einen!“) bin ich ganz froh um sportliche Betätigung. Auch die Tatsache, mal nicht mit den immergleichen Leuten aus der Schule rumhängen zu müssen ist verlockend.
Es ist übrigens etwas außergewöhnliches passiert. Es ist das eingetreten, wovor ich mich so sehr gefürchtet habe, bevor ich abgefahren bin. Etwas ganz und gar abenteuerliches.
Kohl.
Ich habe Gerichte gegessen, die zu 90% aus Kohl bestanden – und sie waren lecker! Was aber nicht heißt, dass ich das Zuhause nachmache. Das sind besondere Umstände. Überhaupt weiß ich auch gar nicht, was das war oder wie man das nachmacht und nein, das kann ich unmöglich fragen.

Ob ich wohl immer noch ich sein werde, wenn ich wiederkomme? Oder werde ich zu einer kohlessenden, eishockeyspielenden Maschine mutieren? Wer weiß. Wer weiß..

Meine liebste Phrase

Gestern wurde ich gefragt, was denn meine liebste deutsche Phrase sei. Ich konnte nicht antworten – beim ganzen Hin- und Herschalten zwischen Englisch und Russisch habe ich mein Deutsch irgendwo vergessen. Aber nicht schlimm, als ich heute gefragt wurde, ob ich ins Marinski Theater gehen möchte, es gäbe da jemanden, der billig an Tickets kommt, fragte ich meine Freunde nach Begleitung – und erntete nur Ablehnungen. Theater? Ballett? Oper? Nichts für mich! „Kulturbanausen“, dachte ich und da war sie: eine meiner liebsten deutschen Phrasen. Wie übersetzt man das ins Russische? Ich habe nur gesagt „Leute, die Kultur nicht mögen“, aber ich finde, das ist nicht alles. Ich sah mich heute mit dem Vorwurf konfrontiert, man habe im Deutschen ja für alles ein Wort, zur Not denke man sich eben eins aus, man könne ja alles zusammenfügen, wie es einem passe. Ja und nein. Ich war ja schon immer der Meinung, dass dem Deutschen so manche Spezifika fehlten, aber Kulturbanause ist eines, das ich brauchbar finde. Ich habe das Gefühl, ich lerne hier in Russland mehr über meine eigene Sprache und Kultur als alles andere. Dinge, über die man sich Zuhause nie Gedanken macht. Besonders interessant zu beobachten ist auch das Aufeinanderschmettern von Briten und Russen. In meinem Sprachkurs sind ausschließlich Briten. Alles nette Menschen, aber total reserviert. Höflich, aber kein Stück neugierig. Und auf der anderen Seite die extrem wissbegierigen, äußerst einladenden Russen. Kommst du mit zur Geburtstagsparty? Willst du mit uns Hockey spielen? Gehst du ins Theater? Komm doch mit! Das klingt ein bisschen stereotyp, in Schubladen gepackt und mit Aufklebern versehen, aber jedes Klischee enthält ein Körnchen Wahrheit.
Mein Ziel für diese Reise: sich mit den Briten zu betrinken. Challenge accepted!

Only in Russia

Tja. Da bin ich nun. In St. Petersburg. In Russland. Ganz wirklich. Für mindestens acht Wochen.
Wie aufregend.

Ich bin seit nunmehr einer Woche hier und habe schon dieses typische Heimatgefühl entwickelt, alles fühlt sich so ewig an. Und so russisch. Vor allem so russisch. Petersburg zeigt sich von seiner besten, winterlichsten Seite: verschneit, kalt und irgendwie geheimnisvoll leuchtend-düster. Es wird nicht richtig dunkel, weil das Licht der Straßenlaternen nachts das strahlende Weiß reflektiert. Was gibt es über Russland zu sagen? Es ist alles wahr. Alles, was man immer so hört. Gestern war ich auf einer russischen Geburtstagsfeier. Plötzlich ist einer der Gäste aufgestanden und hat beschlossen, eine neue Glühbirne anzubringen. Als ich ihn darauf hinweisen wollte, dass er doch vorher den Strom abstellen müsste, hat er das Licht ausgemacht. Dann wurde gelacht. Er hat überlebt. Und jetzt die Frage: sind wir spießig, oder sind die lebensmüde?
Wahrscheinlich beides, irgendwie.
Aber die Menschen sind wundervoll. Zumindest die, die ich bisher kennenlernen durfte. Ich bin nun auch offiziell Russin, ich habe Bruderschaft getrunken, über Kreuz, auf Ex, drei Küsschen, немецко-русская дружба, deutsch-russische Freundschaft.
Es sind die kleinen Dinge.

 

NACHTRAG: Er hat natürlich nicht nur einfach eine Glühbirne gewechselt. Er hat eine neue Lampe installiert an der Decke. Der Punkt ist: es wurde an Kabeln herumgefummelt. Ich finde das besorgniserregend!

#Irgendwo in Schweden

Irgendwo in Schweden. Mein Freund und ich laufen etwas entlang, das wir für die Hauptstraße des Dörfchens befunden haben, in dem wir uns gerade aufhalten. Es ist ein goldener Herbstmittag, die Sonne scheint, es ist zwar nicht wirklich warm, aber auch nicht kalt. Vereinzelt ziehen Wolken über den Himmel, der Tag bisher hätte besser sein können, aber es geht voran und die Stimmung ist gut. Unser Ziel ist Västervik, eine Stadt am südöstlichen Ostseerand Schwedens und wir befinden uns noch einige Kilometer südlich. Wir sind seit zwei Tagen im Land und haben unsere Erwartungen schon mächtig runtergeschraubt. Wir trampen, oder besser gesagt – wir versuchen, zu trampen, denn anscheinend ist das Land nicht gerade für seine Offenheit Fremden gegenüber bekannt. Aber egal – wir haben Zeit, also laufen wir mit ausgestrecktem Daumen weiter und singen Lieder.
Wir haben uns schon ein Stück von der Dorfmitte entfernt, als die Wolken anfangen, sich zusammenzuziehen. „Sieht nach Regen aus“, merke ich an. Mein Freund nickt. Wir schauen uns besorgt an. Es ziehen hier nur wenige Autos entlang, bisher starrten uns nur skeptisch dreinblickende Augenpaare von hinter der Windschutzscheibe musternd an. Unsere gute Laune beginnt langsam zu verfliegen, aber wir haben keine große Wahl. Entweder die paar Kilometer mit dem schweren Rucksack wieder zurücklaufen oder bis in die nächste Stadt mitgenommen werden lautet die Devise. Wir entscheiden uns für letztere Option und singen weiter.
Plötzlich blinkt jemand, das Bremslicht flackert auf, er fährt an den Seitenstreifen, hält an und winkt uns zu sich heran. Ich frage ihn, wo er hinfährt, aber sein Englisch ist nicht gut und wir verstehen ihn nicht genau. Da wir aber Angst vor dem Regen haben entscheiden wir uns, bei ihm einzusteigen. „Bis zur nächsten Tankstelle“, meine ich herausgehört zu haben und Tankstellen sind prinzipiell erst mal immer ein guter Anhaltspunkt.
Prinzipiell.
Denn die „Tankstelle“, zu der er uns bringt, ist auch nur ein Stück die Straße runter – nun sind wir allerdings zu weit weg, um zu Fuß wieder zurück in Richtung Dorf zu gehen. Wir wollen uns gerade umdrehen, als der Mann grußlos davon fährt. Es beginnt zu regnen.
„Immerhin, an Tankstellen gibt es Essen, Trinken und Toiletten – damit fange ich erst mal an“, sage ich zu meinem Freund und stapfe auf das kleine Häuschen zu. Der Kerl hinter der Kasse scheint nicht begeistert über mein Anliegen, hat aber Nachsehen und überreicht mir schließlich den Toilettenschlüssel. Als ich das Badezimmer betrete bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht lieber wieder umkehren und in den Wald gehen möchte. Schließlich gebe ich dem Mann seinen Schlüssel zurück, er nickt mich grimmig an und starrt weiter ins Leere. Viel zu tun hat er nicht, denn seine Dienste werden nicht besonders oft in Anspruch genommen – es ist eine Selbstbedienungs-Tankstelle.
Der Regen nimmt zu. In regelmäßigen Abständen schleicht eine alte Frau um uns herum. „Die finde ich irgendwie gruselig“, sagt meine Begleitung. Ich stimme zu. „Aber im Endeffekt ist es nur eine alte Frau. Was soll sie schon tun?“ In dem Moment kommt sie mit rasender Geschwindigkeit auf uns zu und brabbelt unverständliches Zeug. „Entschuldigung, ich spreche kein Schwedisch!“, sage ich, aber es interessiert sie nicht. Wir gehen ein Stück zurück. Sie entfernt sich. Ich atme auf. Eine halbe Stunde später sehen wir sie, wie sie sich uns wieder von der anderen Straßenseite aus nähert. Sie fängt an, zu rufen. Hilflos schaue ich meinen Freund an. „Und jetzt?“ Er schüttelt den Kopf.
Unsere Lieder sind inzwischen vollends verstummt, der Regen trommelt auf das Dach und wir sind inzwischen froh, bei der Tankstelle und nicht mehr irgendwo auf der Straße zu sein. Plötzlich spüre ich etwas Kaltes im Gesicht. Ich blicke hoch. Die Wellblechkonstruktion über mir sieht wenig vertrauenerweckend aus und, ja, tatsächlich, es tropft hindurch. „Das ist nicht gut“, murmelt mein Freund und auch ich beginne langsam meinen Optimismus zu verlieren. Autos ziehen teilnahmslos an uns vorbei. Mit jedem Scheinwerferpaar ein neuer Hoffnungsschimmer. Wir sprechen inzwischen alles an, was sich zwischen die Zapfsäulen verirrt, ohne Erfolg.
Plötzlich hält ein Wagen aus dem ein sehr dubios aussehender Mensch aussteigt. Ich schätze ihn auf Ende zwanzig, wohnhaft noch bei Mutti, fettige Haare, schlabbrige Jeans. Er trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „Play-Station“ und einem Pfeil nach unten. „Kein Sex, keine Freundin, dafür ein Terrabyte Pornos auf der Festplatte.“, schießt es mir durch den Kopf.
Mein Freund und ich tauschen gerade seufzende Blicke aus, als der Typ auf uns zu geht und uns anspricht. „Wo wollt ihr hin?“, fragt er. „Västervik“, antworte ich, „aber eigentlich ist es auch egal, Hauptsache in die nächste Stadt, Hauptsache eine Unterkunft“. Er nickt. Er fahre nach Kalmar, sagt er, und bietet uns an, uns mitzunehmen. Unter normalen Umständen hätte ich höflich abgelehnt, aber in dem Moment überkam mich nur noch tiefste Dankbarkeit darüber, hier endlich wegzukommen und schlussendlich stiegen wir mit einem mulmigen Gefühl im Magen ein.
Der Herr entpuppt sich tatsächlich als Ende zwanzig, aber berufstätig und deshalb geschäftlich unterwegs auf der Strecke. Im Auto führen wir eine anregende Diskussion und die Fahrt bis nach Kalmar vergeht unglaublich schnell. Er setzt uns am Bahnhof ab, erklärt uns, wo ein Informationsstand sei, an dem wir uns eine Karte besorgen können und weist uns den Weg in die Innenstadt, wo wir sicherlich ein günstiges Hostel finden. Zum Schluss drückt er uns noch 500 Schwedische Kronen in die Hand – umgerechnet etwa 70 Euro. „Wow, danke, das ist ja voll nett!“, stammele ich überfordert, er winkt ab, grüßt und fährt. Ich bin schockiert, aber glücklich. Mein Freund schaut fassungslos drein. „Kleider machen doch keine Leute“, denke ich. Wir ziehen los. Nach wenigen Schritten begegnet uns jemand, der fragt, ob wir eine Unterkunft für die Nacht brauchen und erkundigt sich nach unseren Reisemotiven. „Wir fahren per Anhalter um die Ostsee, wir kommen aus Deutschland“, referiere ich. Der Mann ist begeistert. „Normalerweise bin ich sehr aktiv in der Couchsurfing-Community. Heute habe ich leider keiner Zeit – aber wenn ihr etwas braucht, oder länger bleibt, oder wiederkommt, oder nichts findet, hier ist meine Nummer!“, sagt er und drückt mir ein bekritzeltes Stück Papier in die Hand. „So viel Nettigkeit an einem Tag bin ich gar nicht mehr gewohnt“, sagt meine Reisebegleitung und ich kann nur verwirrt nicken. „Ich hab nicht viel erwartet von dieser Reise. Ich wollte ein bisschen rumfahren, Spaß haben, die Welt entdecken, aber ich war der festen Überzeugung, dass wir nach zwei Tagen schon wieder Zuhause sein werden, weil nichts funktioniert. Jetzt hat die zweite Woche angefangen und ich habe zwar schon einmal auf einer Bank im Bahnhof übernachten müssen, aber ich habe auch gelernt, dass man immer irgendwie an sein Ziel kommt.“
Wie im Film beginnt der Regen sich zu lichten. Wir machen uns auf den Weg, ein Nachtlager zu finden. Auf der Karte sind wir heute nur 100km weit gekommen. Aber im Kopf hat sich ein Schalter umgelegt. Ich fange an, dieses Unternehmen zu lieben.

Conchita Murks

Vielleicht bin ich damit inzwischen ein wenig spät dran, aber von den vielen aktuellen politischen Geschehnissen in letzter Zeit nervte mich vor allem eines: der ESC-Sieg der/des Conchita Wurst. Einwände könnten jetzt lauten: „Aber das ist doch so ein toller Schritt zur Integration und Gleichstellung sexuell ‚anders‘ orientierter!“ – dazu sage ich nur: einfach nein.

Und jetzt wappnet euch: ich finde diesen Sieg und die ganze Aufregung darum mindestens genauso lächerlich wie den Stolz auf seine arische Herkunft (ohh, böse, böse Nazivergleiche!). Nicht, dass man nicht generell auf solche Dinge stolz sein kann. Aber sich dafür so feiern zu lassen geht dann, finde ich, doch etwas zu weit.
Halten wir, jedoch, ganz einfach mal fest: es wäre ein weitaus größerer Schritt Richtung Akzeptanz getan worden, wenn er/sie eben nicht gewonnen und es den ganzen Medienkasper überhaupt nicht gegeben hätte. Dann wäre alles eben scheißegal gewesen und genau das sollte es sein: scheißegal. Was Schwule, Lesben, Transvestiten und alle anderen brauchen, ist keine besondere Aufmerksamkeit – sondern das Gegenteil. Denn erst, wenn wir aufhören, etwas „Außergewöhnliches“ als besonders toll und erstrebenswert zu stigmatisieren, können wir aufhören, es eben wegen seiner Besonderheiten zu kritisieren – denn es ist nicht besonders. Zumindest sollte es das nicht sein.
Es ist so normal wie kurze Röcke im Sommer. Auch bei Männern.

Das Leben der Anderen geht mich nichts an, sofern sie mich nicht in meiner persönliches Freiheit einschränken und dasselbe gilt auch für hochrangige Politiker und alle Übrigen auch. Es sollte keine Extragesetze für Extrawünsche geben, denn es gibt de facto keine Extrawünsche. Homo-, bi-trans, haste-nicht-gesehen-sexuelle sind, wie man so schön sagt, das Gleiche wie wir, in grün.
Also lasst doch die Menschen mal Menschen sein – und profitiert euch aus anderen Gründen.