Regen

Im Bett sitzend warte ich panikerfüllt darauf, dass Zoe mit ihrem Teller aus der Küche wiederkommt. In diesem Moment bin ich unendlich dankbar für den riesigen Schrank, der das Zimmer in zwei Hälften teilt und mir so ein paar Sekunden gibt, um mich zu sammeln. Es ist fast wie ein absurdes Bild aus einer drittklassigen Sitcom – auf der einen Seite des Schranks sitzt Zoe am Tisch und isst Pilzsuppe. Auf der anderen Seite sitze ich in meinem Bett und kämpfe meine Depressionen runter. Als es dann plötzlich an der Tür klopft und ihre Freundin Maya erscheint breche ich dann endgültig zusammen und verlasse fluchtartig die Wohnung auf der Suche nach ein bisschen Ruhe.

Draußen regnet es, es ist dunkel. Scheinwerferlicht blendet, grün-rote Ampelmännchen und Neonschilder irritieren mich während ich rastlos durch die Straßen wandere. Immer weiter, weiter, entlang dieses riesig breiten Flusses, der dunkel und bedrohlich träge neben mir her fließt. Ich wäre gern allein um schreiend alles rauszulassen und Luft zu atmen, aber man kann nicht allein sein in dieser chaotischen Stadt. Tropfen tanzen vor meinen Augen und lassen Reflektionen in meinen Brillengläsern zu unerkenntlichen Schemen verschwimmen. Wo bin ich?

Die einzigen Menschen, die mir außerhalb von Autos entgegenkommen, sind glücklich lachende Pärchen und ein Jogger. Warum haben diese glücklich lachenden Pärchen nichts besseres zutun als um 11.30h nachts im Regen durch die Kälte zu laufen?

Auf der Brücke stehen zwei Männer in orangenen Anzügen und bespritzen das Geländer mit Hochdruckreiniger. Ebenfalls im Regen.

Als ich die Metrolinie wechsle steht am Gleis ein Mädchen und singt aus voller Kehle. Schief und schrecklich, aber sie scheint fröhlich zu sein – fröhlich, und wahrscheinlich betrunken.

Auf meinem Weg nach Hause kriege ich eine Nachricht von Zoe, die sich Sorgen macht und mich fragt, ob ich aus bleibe oder zurückkomme. Als ich die Küche betrete begrüßt sie mich teekochend mit „Honey, I love you so much!“. Ich lege meinen Einkauf – Schoko-Bons, Schokoladenmüsli, Milchschnitte, Schokokekse – auf den Thresen. Irgendwie muss man diese verlorenen Endorphine ja wieder herstellen.

Vor dem zu Bett gehen schaue ich die letzte Folge Californication und finde es irgendwie beruhigend.

Gute Nacht, Du.

 

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