Urlaub oder so

Wenn ich schon nach Deutschland fahren muss, dachte ich mir, dann kann ich wenigstens auch ein bisschen Urlaub machen. In einem schoenen Hotel. Mit Fruehstueck. An einem schoenen Ort. Und so landete ich auf Ruegen.

Tag 1. Hinfahrt: Burger King & Gangster Rap

Ich sprinte zum Zug, denn ich bin natuerlich zu spaet. Ueber die letzten drei Wochen habe ich voellig vergessen, wie man plant, irgendwo puenktlich zu erscheinen. Der Zug ist voll. Ich bekomme einen Sitzplatz. Neben mir sitzt ein Maedchen ungefaehr in meinem Alter, vielleicht etwas juenger.

Kurz vor Pasewalk, so nach zwei Stunden fahrt, gibt es einen lauten Knall und einen Rums, es riecht nach Rauch. Eine Durchsage: wir sind zum Stehen gekommen, aber es ist nichts Schlimmes. Meine fuenf Sinne sind anderer Meinung, aber ich zucke mit den Schultern und gucke mir weiterhin die sich vor dem Fenster erstreckende Landschaft an: Feld, Feld, Weizen, Feld, drei Baeume, im Hintergrund eine Autobahn.

Die naechste Durchsage: die Oberleitung ist durchgeschmorrt und wir wissen nicht, wie es weitergeht.

Es wird eine Ersatzlok aus Berlin losgeschickt, die uns zum naechsten Bahnhof schieben soll und wir wissen nicht, wie es danach weitergeht.

Der Oberleitungsrevisionstriebwagen, kurz ORT, ist auf dem Weg, aber wir wissen nicht, ob das irgendetwas mit uns zutun hat.

Das Maedchen neben mir und ich gucken uns an. „Vielleicht haette man einfach trampen sollen“ „Da vorne ist eine Autobahn“ „Ist das da ein Fluss? Kommen wir darueber?“ „Das da sind ueberall Fluesse..“ „Mist“ „Mist“

Drei Stunden, 10 km und einen Krisenmanager spaeter sind wir endlich in Pasewalk. Gluecklicherweise faehrt auch mein Zug weiter. In Bergen auf Ruegen muss ich umsteigen. Ein kleines Dorf, denke ich. Irgendwo auf der Insel. Es gibt einen Doenerladen, natuerlich. Ich werde mir eine Pommes kaufen.

Im Doenerladen, einem umgebauten Van, stehen 12 Menschen mit Familie. Nachdem ich den Doenermann auf das Brot niesen und die Pommes zu den Chicken Nuggets schmeissen sehe, ueberlege ich es mir anders.

Auf der anderen Seite der Schienen ist ein Burger King. Neuerdings gibt es bei Burger King einen vegetarischen Burger, er heisst Rebel Whopper. „Einen Rebel Whopper im Menue mit Pommes und einer Fanta, bitte“ „Einen Doppel Whopper?“ „Rebel Whopper“ „Doppel Whopper?“ „Rebel Whopper. Das vegetarische Ding“ „Ah. Und eine Cola?“ „Fanta.“ „Zum hier essen?“ „Zum mitnehmen, bitte“ „Okay“ Er tippt alles in seine Kasse, zehn Minuten spaeter „Zum hier essen?“ „Nein, zum mitnehmen“ er legt eine Packung Pommes aufs Tablett. Ich starre. Er starrt. Das Tablett starrt. Er: „Ach, Mist“ und legt die Pommes in eine Tuete. Auf dem Weg nach draussen vergesse ich fast meine Fanta.

Ich gehe zurueck zum Bahnhof. Neben mir sind einige halbstarke Jugendliche, die in der Dunkelheit laut Gangster Rap hoeren. Ich schiebe mir meinen Buerger King Frass in den Mund. Eine Pommes faellt mir aus der Hand und bedeckt meine Kleidung komplett mit Ketchup. Der Gangster Rap verschwindet in der Ferne. Nachdem ich mein Mahl beendet habe, kommt alsbald der Zug. In ihm sitzt eine Bande halbstarker Jugendliche, die laut Gangster Rap hoeren…

Tag 2: Kreidefelsen.

Ich wandere. Und wandere. Und wandere. Und irgendwie sind hier sehr viele Leute dafuer, dass Januar ist. Und irgendwie sind diese Leute alle sehr alt, dafuer, dass Januar ist. Aber wenigstens ist das Fruehstueck gut und mein Zimmer hat einen Balkon mit Aussicht auf den Sassnitzer Hafen und die Ostsee. Erst Burger King, dann Kreidefelsen.

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