MonatFebruar 2018

Naja

Natürlich bin ich deprimiert und unmotiviert, der ganze Belohnungsapparat funktioniert nicht so richtig, wenn man kein Geld hat. Ich laboriere an dieser Hausarbeit herum, und obwohl es mir eigentlich Spaß macht, bin ich doch desinteressiert, weil ich weiß: und danach geht’s weiter, noch mehr Unikram. Keine Pause und erst recht kein „und wenn du fertig bist, kaufst du dir dieses Buch/Spiel/wasauchimmer, was du dir schon so lange gewünscht hast“. Arbeiten fühlt sich an wie Laufen im Hamsterrad, es bleibt ja doch nichts übrig. Und es ist immer weniger zur Verfügung, als man eigentlich bräuchte. Mein Gespartes ist fast leer und geht ausschließlich für Miete und Essen drauf. Kein Wunder, dass ich momentan so viel Sport mache. Ich hab ja sonst nichts, was Dopamin ausschüttet.
*legt sich platt auf den Boden*

Warteschleifenmusik

Die Klinik hat angerufen und ich soll am Montag, 05. März dort auflaufen. Es geht los. Ansonsten passiert nichts in letzter Zeit. Ich schreibe an meiner Hausarbeit über kognitive Konzeptualisierungen im Russischen am Beispiel des Instrumentals. Heute war ich bei Logan, wir haben veganen Käsekuchen vorbereitet und während dieser auf der Fensterbank zum Auskühlen stand, haben wir beide an unseren Arbeiten geschrieben. Das heißt, ich habe geschrieben, er hat eher auf seinen Bildschirm gestarrt und ab und zu in einem der auf dem Tisch verteilten Bücher rumgeblättert. Ich habe sehr viele interessante Sachen herausgefunden und mir ist mal wieder aufgefallen, wie viel Spaß es macht, tatsächlich aktiv zu denken und Zusammenhänge zu finden.

Gestern war ich nachmittags spontan mit Timon auf einem Donots-Akustikkonzert im Ramones Museum. Ich liebe das Ramones Museum, es ist eine gemütliche, billige Bar, ein kuschliger Konzertspot und ein (wahrscheinlich) interessantes Museum mit allerlei Kuriositäten. Danach kamen noch ein paar Freunde zum Secret Hitler spielen, Tanya war hier, es war fast wie in Sankt Petersburg, na ja, ein bisschen. Morgen gehe ich mit den Fußballmädels laufen, danach noch mal zum Lunch mit Tanya und dann mal gucken, vielleicht bin ich ja motiviert, weiter an meiner Hausarbeit zu schreiben. In drei Wochen erhalte ich hoffentlich Nachricht vom Bafögamt.. Ich hänge mit so vielem immer noch in der Warteschleife, aber langsam wird es besser, glaube ich.

„Ugh, I look like such an adult“, she thought, while she flung the bright pink bathrobe around her shoulders.

Winterstagnation

Ein paar Beobachtungen von meinem Wandertag in Brandenburg mit Ansgar:

Am Wegesrand liegt zwischen ein paar Bäumen einsam und kaputt ein pinker Plastikregenschirm mit weißen Punkten. Gegenüber hat jemand liebevoll das „Libellen sind sensitiv!“-Schild um ein „FCK NZS“ ergänzt. Jedes Haus, das ich passiere, hat eingeschlagene Fenster und offene Türen, der Putz fällt von der Decke und es riecht muffig. Obwohl ich geradeaus gehe, fühle ich mich wie auf dem Fließband – die immergleiche Sumpflandschaft zieht an mir vorbei und ich könnte schwören, diesen Baum schon drei Mal gesehen zu haben. Der Spreewald heute: trist, traurig und verlassen.

(Das ist auch schon wieder ein paar Wochen her.)

Ich bin unspektakulär. Ich lebe vor mich hin, lese, zocke, mache Sport, spiele Bass und bin unspektakulär. Freitag war ich auf einem kleinen Konzert und dann mit der Band in einer Bar – Zitat des Abends ‚Ich bin ein dummer Mensch, der sich gut in der Leistungsgesellschaft zurecht findet‘, Gespräch des Abends: Graubrot vs. Weißbrot und warum eine 1 vor dem Komma wahrscheinlicher ist als eine 9 – und es war unspektakulär. Rauchschwaden ziehen durch die stechend kalte Februarluft, die Nacht ist klar, der Himmel sternenlos, das Bier und der Döner und die Geräuschkulisse – normal bis harmlos, das Aufregendste ist, als Ansgar2 die Bahn verpasst. Ich bin der Fleck, der seit Tagen eine Ecke deines Bildschirms verschmiert und den du zu faul bist, weg zu machen. Ich bin der gute Vorsatz vorm Zubettgehen. Es ist Winter, und alles ist eingefroren. Winter ist nur was für Liebe und Kuscheln, für Kerzen und Kakao, für Filme und gutes Essen. Ohne all das ist Winter einfach nur kalt, und leer.