Schlagwortabschied

Double tired and extra drunk

Und zack. Ich kann’s nicht fassen. Acht Wochen um, einfach so, in einem Wimpernschlag. Morgen heißt es Abschied nehmen. Ich habe zum Glück jemanden gefunden, der mit mir in der Eremitage arbeitet und sich dazu bereit erklärt hat, meinen Koffer mit nach Berlin zu nehmen, also muss ich mir darum keine Sorgen mehr machen. Ein Punkt weniger. Ansonsten kann ich auch nicht fassen, dass seit meinem letzten Blogeintrag schon wieder eine Woche vergangen ist, es kommt mir vor wie gestern.
Am Wochenende sind merkwürdige Dinge passiert. Samstag war ich mit den Eremitage-Mädchen unterwegs. Aber davor war ich endlich beim Litauischen Volkstanz und es war ziemlich nice. Ich bin nur irgendwie dort versackt und wurde gezwungen ein paar Whiskey-Shots (srsly, wer trinkt Whiskey-Shots?) zu trinken und statt um Neun vor der Kirche zu sein war ich erst um zwanzig vor Zehn da. Die Andere Neue hatte dort gewartet und niemanden erreicht und schlussendlich beschlossen, wieder zu gehen. Und dafür bin ich extra dorthin gerannt, um niemanden zu finden. Also ging ich zu Miss Russia, die Besuch von ihrer Mutter hatte. Dank einer glorreichen Beschreibung meinerseits fand What’s-She-Called-Again auch ihren Weg zu Miss Russia’s Haus, das wir dann aber auch sogleich in Richtung Bar verließen. Dort beschloss What’s-She-Called-Again dann erst mal, dass wir ja Trinkschwestern seien und sie mit mir mithalten müsse, also bestellte sie sich kurzerhand vier Shots. Just in dem Moment betrat ein mir wohlbekanntes dunkles Gesicht den Raum in Begleitung zweier Menschen, die ich nicht kannte. Wir haben dann alle zu unserem Tisch eingeladen, was keiner erwartet hätte wäre wohl, dass ich mich mit Amis „neuer Freundin“ so gut verstehe, aber es war Liebe auf den ersten Blick. So weit, so normal. What’s-She-Called-Again und ich beschlossen irgendwann, dass es jetzt Zeit für dmc ist und wir gingen raus, nur um dem Spanier aus der Schule in die Arme zu laufen. Ups. Nach Küsschen links, Küsschen rechts zog er aber wieder seiner Wege und What’s-She-Called-Again und ich waren wieder allein – so allein wie man eben sein kann, wenn man von einer Horde hechelnder Russen umkreist wird. Na ja. Jedenfalls war dann der allgemeiner Konsens, in diesen Club zu ziehen, den der eine Typ aus der Eremitage vorgeschlagen hat, aber wir durften nicht rein, weil wir keine High-Heels anhatten. Miss Russia hatte dann aber einen Alternativvorschlag, der dazu führte, dass wir einmal quer durchs Stadtzentrum laufen durften. Jetzt darf man raten, wem wir wieder zufällig begegnet sind. Das gleiche Spiel also wieder von vorn; hey, wollt ihr nicht mitkommen? Und sie kamen mit und Ami redete wieder kein Wort mit mir und ich verstand mich wieder blendet mit seiner Mätresse. Ich sollte nicht Mätresse sagen, das klingt abwertend und so ist es nicht gemeint, aber es war zu dem Zeitpunkt eben Fakt. Nun ja. Im Club lief gute Musik, Spaß war da, Tanz war da, ich wurde vom Personal aufgefordert auf der Bar zu tanzen, was ich dankend ablehnte und um fünf wollten wir dann langsam heim – war halt der Plan. Aber die Brücken waren oben. Also mussten What’s-She-Called-Again, Taiwan und ich im Subway warten, bis wir den Bus nehmen konnten. Aber zum Glück hat What’s-She-Called-Again weiche Schultern.
Anyways, die Tage danach ist erst mal nicht viel passiert. Ich habe gearbeitet und war abends Zuhause und irgendwie deprimiert. Unseren Comic haben wir aber so gut wie fertig gekriegt, immerhin. Highlight war dann, dass What’s-She-Called-Again und ich vorgestern alleine Blätter für eine neue Quest verteilen mussten, ja, auf Russisch und ja, irgendwie haben wir das tatsächlich gemanaged gekriegt. Magie.
Gestern war dann ein komischer Tag. Arbeit war schon komisch: obwohl ich genug zutun hatte, wurde ich ständig unter fadenscheinigen Vorwänden aus dem Büro gescheucht. Der Höhepunkt bildete dann das Theaterstück Carmen, gespielt von Taub-Blind-Stummen, das ich mir angucken sollte. Danach musste ich auf Schaufensterpuppen aufpassen, weil irgendein Modedesigner dem Eremitage-Theater Kleidung geschenkt hat. Das Schlimme daran war, dass ich eigentlich um Sechs verabredet war und mal wieder hoffnungslos zu spät war, nur diesmal ohne mein zutun. Naja. Ich war dann spazieren und essen um hinterher einen kleinen Abschiedsumtrunk mit den Eremitage-Menschen in der geliebten Karaoke-Bar zu haben. Den Eremitage-Menschen und der Mätresse, weil wir jetzt beste Freunde sind, oder so. Der Abend verlief relativ unspektakulär, aber entspannt und lustig. Merkwüdig wurde es dann, als Ami sich entschied, die Party zu crashen. Еr erzählte merkwürdige Geschichten. Zum Beispiel: „So if I get a cab right now; …“ […] „There was a chick with a horse.“ „I GOT ATTACKED BY A HORSE AND SHE WANTED 500 RUBLES FROM ME, WTF.“ Ich hatte danach irgendwie das Gefühl, jetzt habe ich es mir bei meinen Freunden irgendwie verscherzt, aber dann wiederum sind alle super relaxed und es ist ja auch nicht meine Schuld, dass er noch unbedingt kommen wollte. Na ja.
Heute war entspannt, ich habe den halben Tag geschlafen und gechillt und leckeres Essen gekocht und eben noch Eternal Sunshine of the Spotless Mind geparallel-watched und es hat sich ein bisschen weird angefühlt und ein bisschen schön, aber most of all war einfach der Film ziemlich gut.

Morgen, genauer gesagt übermorgen, weil mein Zug um 00.10h geht, beginnt also mein nächstes Abenteuer. Ich bin ja ein bisschen wehmütig, ein bisschen traurig, ein bisschen aufgelöst – zwei Monate sind einfach zu viel Zeit, um nur kurz vorbeizuschauen und hallo zusagen, aber zu wenig, um entspannt und reuelos nach Hause zu fahren.