Vorbeizeit
Der Tag heute kommt mir so unendlich lang vor, dabei habe ich nicht das Gefühl, großartig etwas gemacht zu haben. Ich war in der Uni und hatte Russisch, gut, das allein reicht schon, um den Tageshöchstgrad an Erschöpfung auszufüllen. Ich habe die Wohnung gewischt und meine Wäsche gewaschen, außerdem eine E-Mail an die Auslandskoordinatorin hier geschickt – es ist ja bald Zeit, meine Bescheinigungen zusammenzusammeln. Bald ist Abreisetag. Mai war der letzte volle Monat, den ich hier hatte. Ich kann es noch gar nicht so recht glauben – nach all dem auf und ab – nach all den Zweifeln.. Gestern waren wir im Park. Ich habe zufälligerweise Menschen in der Uni getroffen. Menschen, die ich kenne. Zumindest einen Menschen, einen meiner geliebten Co-Redakteure von der Freistuz. Dann haben wir Wein getrunken und Pizza gegessen und entspannt. Ich will so viele Dinge tun. Aber ich will auch viel im Bett liegen. Ich will alles und nichts. Wie immer.
Ich habe gestern Abend ein Gedicht geschrieben. Es ist natürlich, wie immer, fürchterlich tragisch.
Ich rezitiere:
Your footsteps sweep away the dust
I hear the creaking of that door
A portrait in a broken frame is lying on the floor
But I guess that after each and all
The soul wanders where it must
For comfort now and hope and glimmer,
I light a candle in my hand
A neat reflection of my thought, an expression where I stand
The flame dances like mad and me, I’m staring in the mirror
The voice inside me fills the void
But my patchwork heart just shattered
And fragments of my memories are violently scattered
If only I could say „I love you“,
If only I could say „I care“
And it would make it matter
But it doesn’t,
It doesn’t.