MonatNovember 2016

A simple second

I developed some kind of objective indifference towards a variety of things. Partly because I am currently reading The Fountainhead. And partly because I am simply tired of this preposterous constant struggling. But probably primarily because I do not have any fucking time for this shit. Caring keeps you from functioning, and function is the only thing that matters in this world. I ceased to care if my football team won. I ceased to care about the food I eat and whether I eat at all. I ceased to care of pleasure. I feel indifferent about Trump winning the election. I was shocked, for a second, then my mind remained silent. I lost my excitement. I found comfort in numbness. I drink because it loosens the grip of reality. I get high because I greet with relish the sweet embrace of contemptive unconsciousness and physical rest.
This is just a phase, of course, as everything is, naturally. An attempt to apply static to the inevitable continuance of movement. I cannot step aside, physically, but mentally, I can.

Äußere Innere Umstände

Ich sitze alleine vor meinem Computer. Lose hängt aus meinem Mundwinkel ein halb aufgerauchter Joint. Meine Finger liegen auf der Tastatur. Ich ziehe meinen flauschigen pinken Bademantel enger um meine Schultern, es zieht. Außer der Schreibtischlampe, die müde den Staub auf der guten IKEA-Spanplatte beleuchtet, ist es dunkel im Zimmer. Im Hintergrund läuft irgendein Drum’n’Bass Mix, den Youtube zufälligerweise ausgespuckt hat. Meine produktiven Aktionen des heutigen Tages beschränken sich auf aufstehen, Zähne putzen und frühstücken. Die Schlafklamotten habe ich praktischerweise noch nicht ausgezogen. Träge beobachte ich, wie sich blauer Rauch vor meiner Nase kräuselt und dann langsam in Luft auflöst. Unter mir übertönt das Geräusch der vorbeifahrenden Autos die Musik aus meinen Boxen. Im Haus auf der anderen Seite flackert eine Kerze auf einem Balkon, schräg links darüber verleiht ein rot erleuchtetes Fenster der Fassade einen gruseligen Schimmer.

// Dafür habe ich gerade ein Gedicht geschrieben:

Up I woke in foreign sheets,
Left alone with all my needs.
In my head a voice that cries;
In my chest my heart, it sighs:
„Where is my mind? Where is my love?“

I wash away these wretched tears,
Wipe out the rest of unknown fears.
I try to get out of the room,
Then defencelessly collapse and soon,
Insanity has spread it’s wings.

My soul, torn open, lay defeated,
Silence warmly had been greeted.
The sense was lost. The ice had come.
The mind, the love, the heart were gone.

Unendlichkeiten

Um mich herum: schlafende Gesichter, deren Köpfe und Körper sich in hoffnungsloser Sehnsucht nach Gemütlichkeit in zu enge Sitze schmiegen. Grelles Licht unterdrückt erbarmungslos jedes Gefühl von Heimeligkeit, das man beim Reisen manchmal findet.
Motoren rauschen – die Maschine gleitet durch die Dunkelheit – nichts passiert. Drinnen gespenstische Stille, draußen ziehen tanzend winzige Lichterpunkte an mir vorbei. Ich blicke tausend Kilometer tief; auf der anderen Seite des Fensters zerschneiden dröhnend die Triebwerke die Nacht. In der Luft hängt ein Versprechen von Unendlichkeit.Rückflugimpressionen aus Bukarest.

Was macht man noch mal, wenn man Freizeit hat?
Wie ein Hamster bin ich die letzten Tage und Wochen hin- und hergelaufen, habe Thesenpapiere geschrieben, Literatur beschafft, gelesen, verzweifelt, den Kopf geschüttelt, ein Projekt für meinen Auslandsaufenthalt erstellt – er rückt näher. Ich bin fast fertig. Einen Flug gebucht habe ich für Sylvester. Meine Einladung ist auf dem Weg. Piter, ich komme nach Hause! Ich freue mich – und habe Angst. Was, wenn eine freudige Rückkehr nur ein geflüstertes Versprechen in meinem Kopf ist? Was, wenn der Grund meines Wohlfühldaseins in der Stadt meine Freunde, und Tanja, allein waren? Und dann soll ich dort ein halbes Jahr verbringen – und durch Straßen wandeln, die ich mit David verbinde. In Lokalen essen, in denen wir gemeinsam gegessen haben. Durch Gänge schleichen und in Bars trinken und in dunklen Ecken rumknutschen, die wir erobert haben. Werde ich mit Füßen aus Blei durch die Nacht schlurfen oder federleichten Schrittes die Welt umarmen?

Mit David ist alles wie immer. Sinnloses Gequatsche wechselt sich ab mit hemmungslosem Rumgeflirte und unbeholfenen Zuneigungsbekundigungen. Mit erniedrigter Frequenz, nur, wir haben beide wenig Zeit, er vor allem, und dann acht Stunden Zeitverschiebung und abends tot ins Bett fallen, kann das so weitergehen? Ich möchte gerne, dass das so weitergeht. Ich mag den Gedanken von ihm in meinem Hinterkopf und ich in seinem ohne jegliche emotionalen oder realen Verpflichtungen, man ist da oder eben nicht, ein paar Nachrichten am Tag, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern, zum Beispiel, wenn dir jemand „Guten Morgen mein Schnapps“ schreibt. Sein Gesicht habe ich seit drei Monaten nicht gesehen. Ich traue mich nicht, ich habe Angst, dass mein Herz einfach zerreißt, auseinanderbricht, wie Herbstlaub zu Boden sinkt und knisternd zu Staub zerfällt.