Manfred&Ich

Seit kurzem habe ich ein neues Haustier. Es ist ein großer, grauer Elephant. Lieblingsplatz ist zweifelsfrei auf meiner Brust, und ich habe ihn immer bei mir.  Kritiker würden sagen „Das ist doch überhaupt nicht real!“, aber ich spüre ihn ganz deutlich, so deutlich, wie man einen Elephanten eben spüren kann. Wir haben uns miteinander arrangiert, Manfred und ich.  (Dinge werden für gewöhnlich leichter, wenn man ihnen einen Namen gibt. Noch bin ich davon nicht so ganz überzeugt, aber es schadet schließlich nicht, es einmal zu versuchen)

Unser Deal besteht darin, dass er mich die Dinge tun lässt, die man eben so tut, wenn man im Leben mehr oder weniger aktiv ist: Uni. Arbeit. Einkaufen. Waschen – sowas.  Im Gegenzug dazu lasse ich ihn eben da, wo er ist, wenn ich gerade sonst nichts tun muss.
Aber Manfred ist stur, manchmal bleibt er einfach trotzdem sitzen, obwohl ich ihn dann anflehe, von mir herunter zu gehen, damit ich aufstehen kann. Dann ist es wirklich schwer, mit ihm zu argumentieren und von alleine wegschieben kann ich ihn nicht.

Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, was der Gute von mir will. Irgendwann stand er einfach ungefragt vor meiner Tür, groß und dickhäutig, wie Elephanten nun mal sind. Ich war erstmal sprachlos (wer wäre das nicht?) und Manfred nutzte den günstigen Moment, um sich an mir vorbei in die Wohnung zu quetschen. Er trötete einmal fröhlich, wie um zu sagen „hier bleibe ich!“ und machte es sich bequem. Anfangs saß er nur auf meinem Sofa, was mich schon ausreichend beunruhigte, aber mit der Zeit kam er immer näher, bis er schließlich seinen Platz auf meiner Brust fand.
Er äußert sich nicht großartig zu seinem Verhalten. Er ist einfach da.

Manchmal kann ich gar nicht an ihm vorbeiblicken, so dicht sitzt er vor meinem Gesicht. Einmal habe ich versucht, ein ernstes Wörtchen mit ihm zu reden: „Manfred“, sagte ich, „so geht das nicht. Du kannst nicht einfach so in mein Leben spazieren und dich auf mich draufsetzen. Sei bitte nicht beleidigt – das ist nichts Persönliches  – aber wie würdest du dich fühlen, wenn ich mich einfach auf dich draufsetzte?

Manfred trötete abfällig. „Was für ein lächerlicher Vergleich“, hieß das wahrscheinlich. Er reagierte, indem er seine Sitzmuskeln in eine bequemere Position brachte, zeigte sich von meiner Rede aber ansonsten unbeeindruckt.

„Nun – wenn du nicht gehst, dann gehe ich eben!“, rief ich. Ich erntete einen skeptischen Blick. Dann stand Manfred auf .. und ließ sich mit voller Wucht wieder auf mich fallen. Eine Woche konnte ich mich nicht bewegen.

Ich gab auf. Ich konnte nichts machen. Irgendwann hatte ich die Kraft dazu, unser kleines Arrangement auszuhandeln, und dabei blieb es.

Ich lebe mit Manfred. Es ist nicht leicht (nichts ist leicht, wenn ein mehrere Tonnen schwerer Dickhäuter auf dir sitzt), aber ich lebe. Vielleicht geht er wieder von alleine nach hause und wir können uns im Guten voneinander trennen, vielleicht aber auch nicht. Wer weiß das schon?

Solange er da ist, werde ich versuchen, damit klar zu kommen, und, wer weiß? Vielleicht kommt irgendwann jemand und hilft mir, ihn weg zu schieben. Bis dahin bleibt mir nicht viel anderes übrig, als mir Stück für Stück mehr Freiheiten auszuhandeln. Vielleicht können wir dann ja irgendwann glücklich miteinander werden, Manfred und ich.

  1. Ich fand den Text traurig wollte ich damit sagen!

    Und, pff, zu wenig arbeit :D Als hätte ich zu wenig arbeit!
    Aber das Plugin war recht einfach, deshalb ja, macht man halt mal.

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