Starren in Kerzenlicht

Loch. Schwarz. Groß. Gerade so: warum aufstehen? Warum essen? Warum Uni? Warum arbeiten?

Eisentabletten gegen innere Leere, aber mit Eisentabletten kann man nicht alles behandeln.

Ich liege im Bett. Ich liege auf der Couch. Ich sitze vor dem Computer und starre auf den Monitor. Ich schreibe oft: sorry, schaffe ich nicht. Sorry, kann ich nicht. Und bleibe liegen.

Und ich sage: ok. Und: Ok. Und: Okay. Weil mir alles egal ist.

Kohlmeise, Eichelhäher, Seidenschwanz, Kernbeißer, Goldammer, Erlenzeisig, Kleiber, Haubenmeise. Pick, Pick, Pick.

Rotpunsch, Fenchel-Anis-Kümmel, Schwarzer Tee, Ausflug auf den Gewürzmarkt, irgendwas, irgendwas, irgendwas. Schmeckt sowieso alles gleich.

Dezember, ein Leben in Adventsschleifen.

Los, denke ich. Nein, denke ich. Und mache: nichts. Manchmal ein kurzer Motivationsschub, große Überraschung. Dann Starren. Auf den Monitor, auf Kerzen, auf den Boden, aus dem Fenster, in die Nacht.

Zu spät auf der Arbeit, mir egal. Unikurs verpasst, mir egal. Nachbarn schreien, mir egal. Wenn alles zu viel ist, ist nichts genau das richtige.

Sorry, ich kann gerade nicht. Bin nicht verfügbar. Kein Anschluss unter dieser Person. Auf unsichtbar. Momentan nicht erreichbar.

Es dreht sich und dreht sich und dreht sich alles, bis ich kotze, ein Karussell, im Kreis, von Fliehkräften bewegungsunfähig an den Rand gepresst. Das ist ein gutes Bild und wenn es wirklich so wäre wie diese Metapher, wüsste ich, wann es aufhört, aber ich weiß nicht, wann es aufhört.

D. hatte letztens Geburtstag und ich hatte es bis vor Kurzem völlig vergessen, habe nicht an ihn gedacht. Da habe ich mich ein bisschen schlecht gefühlt. Er hätte ja sowieso nicht gewollt, dass man ihm gratuliert, aber ein bisschen Denken, das hätte man schon tun können.

Wir sitzen auf der Couch und wir reden und reden und reden und reden und es wird nie langweilig. Wir reden, bis wir ins Bett gehen und dann reden wir noch ein bisschen weiter. Früher haben wir mehr geschwiegen, warum? Ich glaube, ich habe mich viele Dinge nicht getraut, dir zu sagen. Du vielleicht auch nicht. Wir haben fünfzehn Minuten darüber diskutiert, dass wir in Polnisch in einem U sitzen. Das hätten wir vielleicht nicht gemacht. Ich hätte dir keine Belanglosigkeit aus meinem Alltag erzählt, und du hättest dich nicht getraut, mich zu unterbrechen, um dich über meine Art lustig zu machen. Es ist schöner so, wie es jetzt ist. Ich habe nichts gegen Schweigen, aber ich mag es, zu sehen, dass du dich mit mir wohl fühlst.

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