MonatDezember 2022

Fragility

Nothing better than a good old cleansing mental breakdown after a party. Bonus points if your usually admiringly stable boyfriend somehow joins in.

Die Woche war seltsam. Sie startete mit meiner Mutter, was naturgemäß nie etwas Gutes verheißt. Dann zwei Tag im Büro mit allen anwesend, jeden Tag beschäftigt, viel vor, umtriebig. Und das Wochenende auch, wenig Schlaf, viel unterwegs. Und Donnerstag, Freitag dann einfach nur schlafen, schlafen, schlafen. Freitag, dieser seltsame Abend.

I see that something’s been brewing on your mind since we met on Wednesday”, he says and all I can think is: has it? Well if he says it it must be true? And then I remember all of D.’s little tricks and the way he made me believe I was in love and desperate for this relationship for almost five years until I completely forgot who I was and what I wanted. The only thing I am really desperate for is for someone to tell me what’s going on, how to figure this life thing out.

Und ich denke wirklich darüber nach: will ich das jetzt? Ich weiß sofort, es ist es mir nicht wert, aber ist da ein Teil von mir, der enttäuscht darüber ist, dass ich sage: du musst jetzt gehen? Flirten macht Spaß, klar, das vermisse ich manchmal ein bisschen. Und, sicher, neue Personen auszuprobieren ist aufregend. Aber in dem Moment bin ich vor allem eines: gestresst. Weil ich nicht will, wirklich nicht, auch nicht, wenn jemand mir erzählen möchte, er wüsste, was ich will – will ich nicht. Weil ich bereits alles habe, was ich brauche, und der Gedanke, dass sich R. so fühlen könnte wie ich in dem Moment, in dem D. mich morgens um halb sieben aus A.s Sofa klingelt, zerreißt mir die Seele.

Loving someone is scary, sage ich. Was soll ich denn sagen?, sagst du und klingst dabei – schrill. Kein Adjektiv, das ich normalerweise mit dir verbinde. I found a weak spot, I think, and immediately feel bad about it. I don’t mind knowing your weak spots, I just don’t want to use them. Even to me, just thinking it, it already sounded manipulative.

Loving someone is scary, exactly because of this. It makes me vulnerable. It makes me dependent. It shifts control from my hands into yours — that’s the worst part. Maybe I haven’t properly loved in a while, had forgotten what it’s really like.

I’m sitting on the countertop in my kitchen, legs stretched out to the sink in front. Crying hysterically, and my only thought is I’m broken, I’m broken, I’m broken, not just fragile, straight up broken beyond repair. And I see that you’re not feeling well, either, and I want to help you, say something, do something, but I’m trapped in my thoughts and the only way I know how to deal with it is leaving. And now you’re helping me, and I’m thinking you shouldn’t have to do this. I don’t want to reverse everything to be about me.

Ich möchte dir so viele Dinge sagen, alles mit dir teilen, in meinem Kopf ist es immer so einfach. Hier: ich lag heute im Bett und habe mir vorgestellt, wie du später zurück kommst, ich deinen Kopf in meine Hände nehme und sage: You’re beautiful and I love you. You drive me crazy with passion and desire, and there are not enough words in my vocabulary to accurately describe my feelings for you. Und plötzlich öffnet sich die Tür und ich fühle mich doch noch nicht bereit, du klopfst und ich laufe ein paar Schritte auf dich zu, du sagst irgendetwas und der Mut, dir meine Gedanken mitzuteilen, ist verflogen, bevor er sich überhaupt aufbauen konnte.

I did tell him that I loved him in the morning, when I was drunk and he was drunk and we were dead tired already and he did say it back, but does he remember? He probably does, but I guess it doesn’t matter to him – it’s just words. Those are my world, not his.

Starren in Kerzenlicht

Loch. Schwarz. Groß. Gerade so: warum aufstehen? Warum essen? Warum Uni? Warum arbeiten?

Eisentabletten gegen innere Leere, aber mit Eisentabletten kann man nicht alles behandeln.

Ich liege im Bett. Ich liege auf der Couch. Ich sitze vor dem Computer und starre auf den Monitor. Ich schreibe oft: sorry, schaffe ich nicht. Sorry, kann ich nicht. Und bleibe liegen.

Und ich sage: ok. Und: Ok. Und: Okay. Weil mir alles egal ist.

Kohlmeise, Eichelhäher, Seidenschwanz, Kernbeißer, Goldammer, Erlenzeisig, Kleiber, Haubenmeise. Pick, Pick, Pick.

Rotpunsch, Fenchel-Anis-Kümmel, Schwarzer Tee, Ausflug auf den Gewürzmarkt, irgendwas, irgendwas, irgendwas. Schmeckt sowieso alles gleich.

Dezember, ein Leben in Adventsschleifen.

Los, denke ich. Nein, denke ich. Und mache: nichts. Manchmal ein kurzer Motivationsschub, große Überraschung. Dann Starren. Auf den Monitor, auf Kerzen, auf den Boden, aus dem Fenster, in die Nacht.

Zu spät auf der Arbeit, mir egal. Unikurs verpasst, mir egal. Nachbarn schreien, mir egal. Wenn alles zu viel ist, ist nichts genau das richtige.

Sorry, ich kann gerade nicht. Bin nicht verfügbar. Kein Anschluss unter dieser Person. Auf unsichtbar. Momentan nicht erreichbar.

Es dreht sich und dreht sich und dreht sich alles, bis ich kotze, ein Karussell, im Kreis, von Fliehkräften bewegungsunfähig an den Rand gepresst. Das ist ein gutes Bild und wenn es wirklich so wäre wie diese Metapher, wüsste ich, wann es aufhört, aber ich weiß nicht, wann es aufhört.

D. hatte letztens Geburtstag und ich hatte es bis vor Kurzem völlig vergessen, habe nicht an ihn gedacht. Da habe ich mich ein bisschen schlecht gefühlt. Er hätte ja sowieso nicht gewollt, dass man ihm gratuliert, aber ein bisschen Denken, das hätte man schon tun können.

Wir sitzen auf der Couch und wir reden und reden und reden und reden und es wird nie langweilig. Wir reden, bis wir ins Bett gehen und dann reden wir noch ein bisschen weiter. Früher haben wir mehr geschwiegen, warum? Ich glaube, ich habe mich viele Dinge nicht getraut, dir zu sagen. Du vielleicht auch nicht. Wir haben fünfzehn Minuten darüber diskutiert, dass wir in Polnisch in einem U sitzen. Das hätten wir vielleicht nicht gemacht. Ich hätte dir keine Belanglosigkeit aus meinem Alltag erzählt, und du hättest dich nicht getraut, mich zu unterbrechen, um dich über meine Art lustig zu machen. Es ist schöner so, wie es jetzt ist. Ich habe nichts gegen Schweigen, aber ich mag es, zu sehen, dass du dich mit mir wohl fühlst.