Ich war heute beim Vorgespräch. Es fing natürlich schrecklich an, wie immer. Erst habe ich den Weg zur Psychiatrischen Institutsambulanz nicht gefunden. Dann war ich in der falschen Tagesklinik. Dann noch mal, obwohl dort ein Schild stand „Anmeldungen zum Infogespräch in Raum 10“, aber in Raum 10 war niemand. Beim Versuch, die Tür zu öffnen kam ein Pfleger an mir vorbei und sagte „Niemand da? Hm, schade“ und verschwand den Gang hinunter. Nichts passierte. Nach einer halben Stunde rief ich Ansgar an, der mir riet, noch mal in das andere Haus zu gehen und zu fragen, was ich tun solle. Die haben das Sekretariat angerufen und mich weiterverwiesen und mir dann aus dem Fenster noch mal extra hinterhergerufen, wo ich hin gehen muss, denn ich war wieder in die falsche Richtung unterwegs. Dann fand ich den Eingang nicht, denn auf der einzigen sichtbaren Tür stand „KEIN ÖFFENTLICHER DURCHGANG“, doch dann trat eine ziemlich öffentlich und zivil aussehende Person aus ihr hinaus und ich schlüpfte hinein. Die Sekretärin war unglaublich nett und hatte absolut Verständnis für meine Verwirrung und auch die Psychologin war wahnsinnig toll. Randnotiz: Frau Matthies, die Psychologin, fragte mich, ob ich mich jemals selbst verletzt hätte. Ich bejahte und sagte, dass ich aber vor ein paar Jahren aufgehört hätte, sie fragte wie, ich nannte ihr meine Gründe und sie äußerste ein verblüfftes „Wow, das ist ja toll!“ – das habe ich noch nie von jemandem gehört, und es hat immens gut getan, einmal bestätigt zu bekommen, dass, ja, dass das etwas ist worauf man stolz sein kann. Jedenfalls muss ich jetzt jeden Montag da anrufen, um mir meinen Platz im Diagnostik-Programm zu sichern und ich glaube, das Ganze wird ein Jahresvorhaben.
Ansgar war gestern nicht da bei der Bandprobe, und das bedeutete, dass ich mit meinem Bass quasi das Leadinstrument war, weil Daria nicht so gut und flüssig Gitarre spielen kann. Also viel Verantwortung – auch das hat sich irgendwie gut angefühlt.
Ich möchte über die Ansgar-Sache nicht schreiben, das macht sie zu real, und sie darf niemals real sein. Ich möchte sie aber erwähnen, damit ich rückblickend weiß, dass das etwas ist, das mich mal eine Weile beschäftigt hat. Ew.