Plot Twist

Bald ist alles vorbei. Morgen ist mein letzter, ganzer Tag in Kalifornien und ich werde ihn auf dem Freeway zwischen Big Sur und Los Angeles verbringen.
In Santa Cruz habe ich mir ein neues Tattoo stechen lassen, ein paar Wellen über dem rechten Knöchel, Jen hat sich ein Septum machen lassen und als wir wieder Zuhause ankamen hatte Shannon ein neues Nasenpiercing. Ich bin mit dem Hund in Pacific Grove spazieren gegangen und habe jede Menge atemberaubende Sonnenuntergänge über dem Ozean beobachtet. Die letzten drei Tage war ich wieder in Oakland, weil Lee Baumarbeit in der Bay Area hatte und ich mir dachte, dass ich ja dann noch mal Lye und seine Cottage besuchen könnte. Wir waren recht früh fertig mit allem und hatten dann ein, zwei, drei Bier, waren bei Crossroads Kleider kaufen und aßen eine gefüllte Chicago style Pizza bei Zachary’s, als ich den Garten zur Cottage betrat war Lye gerade auf dem Weg aus dem Haus also hastete ich hinter ihm her und sprang direkt ins Auto und wir rasten ins Kino um Loving Vincent, einen handgemalten Film über Van Gogh, zu sehen. Dann eröffnete er mir, ich könne nicht mit ins Restaurant, also hatte er ein Uber bestellt und ich war wieder zurück, der ganze Tag war eine einzige Überwältigung nach der anderen. Am Folgetag bin ich erst nach San Francisco und kam dann zu spät wieder zurück nach Rockridge, um noch in den Botanischen Garten zu gehen und als ich das Haus betrat kam mir Hunter entgegen, von der ich dachte, sie sei schon längst weg. Also sind wir alle zusammen in ein von einem Inder betriebenes, heruntergekommen ausschauendes Deli um aufgewärmtes Curry mit Reis zu essen und Lye’s Hausprojekte zu bestaunen, dann setzte Hunter uns ab und wir gingen in eine Bar, um uns mit einem anderen Freund von Lye zu treffen und Baseball zu schauen. Es gab Bier, dann gab es Nachos und Cocktails und dann ist alles irgendwie eskaliert, als Lye meinte, dass er sich Blade Runner nicht noch mal ohne Molly anschauen könnte, also nahmen wir ein paar Tropfen und stapften ins Kino. Während des ganzen Films war ich ein bisschen benommen wegen des Alkohols, wartete auf den Plot und das MDMA und stellte die sich langsam einstellende Wirkung von Letzterem fest als mein Gehirn plötzlich dachte „Oh, wie nett. Er rettet ihn, weil er ertrinkt. Adorable. Das ist ja wirklich fantastisch, dass Menschen so etwas tun, sehr schön. Oh, hallo, Drogen.“ und dann war der Film zu Ende. Wir liefen nach Hause durch die Dunkelheit und erzählten Geschichten und als ich mich ins Bett legte ließ die Wirkung nach und das Tief kam und ich bekämpfte aufkeimende Panikattacken mit langsamem, konzentriertem Ein- und Ausatmen bis ich einen Freund in Berlin anrief, der mich beruhigte und mir empfahl, viel Wasser zu trinken, dann schlief ich ein.
Am nächsten Morgen vertrug mein Magen nicht viel mehr als einen Avocado-Bagel und heiße Schokolade, ich kaufte Blue Bottle Kaffee für Ansgar und ließ mich abholen, um wieder zurück nach Big Sur zu fahren, dann wurde es absurd. Wir trafen Shannon, als wir aus dem Target Parkplatz herausfuhren, ich wechselte das Auto, wir entschieden uns, an der Brixby-Bridge einen Stop einzulegen und Fotos zu machen, dann raste ein schwarzes Auto mit getönten Scheiben mit über 160 km/h über die Serpentinenstraßen des Küstenhighways an uns vorbei gefolgt von einem Sheriff- und einem Rangerwagen. Von Neugier gepackt drehten wir um um zu schauen, wie weit die Verfolgungsjagd ging, als wir am Straßenrand ein in Flammen aufgegangenes Park Ranger Auto entdeckten, daneben ein weiteres Wrack. Ich war immer noch ein wenig High und konnte mit dem ganzen Geschehen wenig anfangen. Verwirrt machten wir uns auf den Weg nach Hause.

Heute Abend fahren wir nach Esalen, wo es heiße Quellen und Klippen gibt und morgen fahre ich dann mit Jen zurück nach LA und meine Reise hat ein Ende. Noch weiß ich nicht, wie ich mich fühle, noch bin ich hier und noch ist das hier mein Zuhause, aber der Flug wird bestimmt wahnsinnig einsam und leer. Das neue Semester hat diese Woche begonnen, neu und hoffentlich das letzte. Berlin wird so kalt und eng und ruhelos wie noch nie und ich bin mittendrin.

  1. Meine Güte, ja, hab ich! Und es war im Endeffekt doch Kartenmaterial von Open Street Map… :D Aber es ist ein bisschen zu groß angelegt für Bildschirme die kleiner als 2k sind. Egal, Hauptsache ich hab das für mich dokumentiert bekommen.

    Bist du nun wieder in Berlin?

    <3

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