Zwischen den Tagen
Ich weiß, ich sollte etwas über New York sagen. Eine Reisezusammenfassung, wie ich eben immer so Reisezusammenfassungen mache, aber ich habe gerade keine Lust. Ich bin übersättigt. Deswegen poste ich lieber ein Bild von Schneegestöber in Moskau und Kram, der mir so auf dem Herzen liegt.
Währenddessen warte ich auf Antworten. Darauf, ob das mit dem Wohnheim in Sankt Petersburg klappt. Darauf, dass meine Dozentin meine Seminararbeit korrigiert. Darauf, was ich für Kurse wählen kann. Darauf, dass wieder so etwas wie Alltag in mein Leben einkehrt. Darauf, dass David schreibt. Ich will nicht mehr warten. Ich will Dinge in die Hand nehmen, aber gleichzeitig fühle ich mich nicht so, als wäre ich bereit dafür. Ich sehe meinem Studienstart in Russland nicht nur mit Vorfreude, sondern auch mit Angst entgegen. Kann ich das überhaupt? Jetzt, wo ich so lange erst mal nichts gemacht habe, fühle ich mich ganz hilflos, nutzlos. Überfordert. Ich will einfach nur, dass es zu Ende ist.
Mehr oder weniger kann man sagen, dass ich momentan nur studiere, weil ich nicht weiß, was ich sonst tun soll. Ich habe kein Ziel damit, ich will meinen Abschluss nur, damit ich ihn eben habe. Ich will auch gerade gar nicht so wirklich in der Gesellschaft partizipieren. Seitdem ich im Dezember nach Petersburg gefahren bin, bin ich in dieser Warteschleife, in der ich die ganze Zeit hoffe, dass endlich etwas passiert, das zugleich aber auch möglichst wenig Stress bringt. Ich habe Dinge zutun, Arbeiten, die ich eigentlich noch für die Uni tun müsste, die unerledigt rumliegen, weil ich mir nicht zutraue, damit anzufangen.
Du geisterst in meinen Tagträumen umher und bist überall präsent. Wenn ich meine Augen zu mache, kann ich dich ganz genau sehen, ich will das nicht. Will, dass du weggehst. Du bist eine Idee, die sich in meinen Gedanken austobt, breit macht, alles ausfüllt – aber wofür? Wofür?