go high-er
Ich bin ja nicht davon ausgegangen, dass das tatsächlich klappt, aber doch, ich habe jemanden gefunden, der nach Yosemite fährt mit mir. Und ich weiß noch nicht ganz, wie ich den Trip evaluieren soll, aber auf jeden Fall war es eine gute Idee. Von vorn:
Am Wochenende war ich auf einer queeren Sex-Party. Travis, ein Typ, den ich während eines CouchSurfing MeetUps getroffen habe (und mit dem ich dann die letzten Tage in Yosemite war) hatte mich eingeladen, weil seine ursprüngliche +1 abgesprungen ist. Ich war erst ein bisschen zögerlich, habe am Ende aber doch zugesagt, aus Neugier. Und es war durchaus interessant, ich habe mich weniger fehl am Platz gefühlt, als ich das erwartet hätte. Es fing damit an, dass alle seinen Namen, seine bevorzugten Pronomen und etwas, das sexy ist an einem selbst aufzählen sollte. Ich war gleich als drittes dran, deswegen hatte ich nicht genug Zeit, mir etwas auszudenken, das möglicherweise sexy sein könnte, auf spätere Nachfrage habe ich dann nur geantwortet „I was told my accent is kind of sexy“. Danach sollte man sich jemanden suchen, um mit ihm/ihr/es über seine STDs und seine Vorlieben zu sprechen. Im Anschluss hatte man 5 Minuten, um zu viert oder fünft Gruppendynamik zu entwickeln und wir entschlossen uns für eine Massagekette. Und ich habe mitgemacht! Und wurde massiert! Von einem fremden Typen! Mit Öl! Sehr aufregend für mich – ich habe ja sonst eher gewaltige Probleme damit, wenn mich Menschen anfassen. Habe ich eigentlich immer noch, aber in dieser Umgebung war es seltsamerweise völlig in Ordnung.
Der Rest der Party verlief eher unspektakulär, zumindest von meiner Seite aus. Ich habe mit ein paar Leuten gequatscht, ein merkwürdiger Typ hat mir seine noch merkwürdigeren, drittklassigen Zaubertricks gezeigt, ich wurde zu einem Dreier nach Hause eingeladen, aber an etwaigen wilden Sexpraktiken habe ich nicht partizipiert. (Im Gegensatz zum großen Rest der Gesellschaft. Es war auch unglaublich heiß, sodass nach c.a 15 Minuten fast alle nackt waren oder zumindest halbnackt)
Sonntag bin ich noch mal kurz nach San Francisco reingefahren, um mir eine Street-Art Gasse anzuschauen, aber das hat mich nur gestresst wegen der ganzen Leute, die dort waren. Beim Schlendern durch den Stadtteil habe ich aber einen niedlichen Buchladen entdeckt, der viele Grafikdrucke auf gutem (!) A4-Papier für $1 Dollar anbot, da habe ich dann erst mal zugeschlagen.
Ja, und dann Yosemite. Es war ja von Anfang an alles ein bisschen wirsch, weil ich fast gar nicht geschlafen hatte die Nacht davor und um 6 Uhr in der früh aber schon wieder auf sein musste. Auch nachdem ich so lange in der Cottage in Oakland gewohnt habe war es schwierig, zu packen und wieder aus dem Rucksack zu leben. (Auch, wenn ich einen Teil meiner Sachen hier in der Cottage gelassen habe). Mir wurde gesagt, es könnte kalt werden, also habe ich alles mitgenommen, was warm hält, aber es war nicht genug. Ich habe ja auch nicht damit gerechnet, dass Yosemite in einem richtigen Gebirge liegt. Nicht ganz so hoch wie die Alpen (die bei durchschnittlich 3.000-4.000 m liegen), aber trotzdem auf über 2000 m Höhe mit dem höchsten Berg, dem Half Dome, auf 2700m. Dementsprechend frostig schlug es mir entgegen, als ich gut gelaunt aus dem Auto ausstieg. Nachts fiel die Temperatur bis 0°C und dem hatte ich einfach mit meinem Sommergepäck nichts entgegen zu setzen. Dementsprechend dizzy fühlte ich mich am nächsten Tag und war froh, dass wir nicht viel gewandert sind. (Yosemite erstreckt sich riesig weit und unsere Campsite lag ziemlich am Rand und sehr weit weg vom Hauptvalley, weswegen wir so oder so immer erst eine Stunde mit dem Auto durch die Gegend fahren mussten) Das dümmste war aber eigentlich, dass wir noch Hashbrownies in einem sehr shady Etablissement gekauft haben und wir uns einen auf dem Hinweg zum Valley geteilt haben. Ich bin ja nicht davon ausgegangen, dass die einen so wegkicken und dachte sowieso, wir sind wieder beim Camp, sobald die Teile wirklich anfangen zu wirken, aber denkste. Ich war die ganze Rückfahrt verdammt paranoid, aber auch zurecht wenn dein Fahrer (der sowieso schon lenkt wie ein Berserker und ständig auf sein Handy schaut) nur Zentimeter neben dem Abgrund (ohne Absperrung, versteht sich) bekifft über Serpentinen steuert. Oder aus Versehen falsch herum in Einbahnstraßen fährt.
Gestern Abend jedoch haben wir ein schönes Lagerfeuer gemacht und ich habe Mais gebraten und Bier getrunken und war glücklich und zufrieden (na ja, bis die Wirkung des zweiten Hashbrownies eingesetzt hat – die Dinger sind unberechenbar!). Travis ging mir irgendwann ein bisschen auf den Keks, aber prinzipiell habe ich mich in seiner Gesellschaft nicht unwohl gefühlt, solange er nicht gegessen hat. Das tut er nämlich mit offenem Mund und viel Schmatzen, im Generellen war er irgendwie komplett manierlos, aber er hat die letzten zwei Jahre im Auto gelebt und ist auch sonst sehr einsam, denke ich, also kann ich ihm das verzeihen, man muss ihn wahrscheinlich erst mal wieder resozialisieren.
Na ja. Morgen geht’s wieder runter nach LA und am Wochenende ist ja dann auch schon das Festival. Und danach mal gucken, was so geht. Entweder San Diego und Mexiko oder Big Sur und San Diego oder ich versacke einfach wieder in LA, ist mir alles recht. Ich bin nur froh, dass es endlich wieder warm draußen ist.