MonatJuli 2014

Es war einmal..

Es war einmal ein Mädchen, das von einem Festival nach Hause fuhr. Dieses Mädchen – war ich.

Ich sitze in der Bahn und warte darauf, dass sie losfährt. Kopf an der Scheibe, Gedanken überall und nirgendwo. Ich hatte einen freien Viererplatz ganz für mich allein ergattert. Neben mir: lärmende Punks. Sachsen. Ouch.
Abfahrt in einer Minute. Plötzlich wird der Platz vor mir von einem neuen Mitfahrer okkupiert. Die Bahn fährt los. Eine Schaffnerin kommt.

„Guten Morgen!“, trällert sie fröhlich. Ich grunze. Wir zeigen unsere Tickets. Der Typ vor mir grinst mich an: „Na – etwa kein guter Morgen für dich?“
Ich denke Folgendes, alles ungefähr gleichzeitig: „Ist er heiß? Warum trägt er Flip-Flops? Sieht er nett aus? Wäre er etwas für dich? Oh Gott, du musst dringend mit solchen Gedanken aufhören!“ Und dann: „Verdammt. Du hast seit Donnerstag nicht geduscht. Heute ist Sonntag. Du schläfst und tanzt und feierst seit drei Tagen in den gleichen Klamotten. Der arme Kerl.“

Ich antworte: „Hmm. Festival.“ Wir kommen ins Gespräch. Er sei bei einer Freundin zu Besuch gewesen, sie waren feiern und er heute verkatert. Sein Lösungsvorschlag: Konterbier. „Oder ein Eiskaffee, bei dem Wetter. Mit Bailey’s. Oh Gott – lecker.“, sage ich. Er stimmt zu.
Es ist heiß.
Für den späteren Abend verabreden wir uns auf einen Eiskaffee. Er gibt mir seine Nummer. Der Zug hält, wir verabschieden uns und gehen in verschiedene Richtungen davon.

Ich bin aufgeregt. Nicht ein einziges Mal kam mir der Gedanke, er könne zu unserem Treffen nicht erscheinen, was untypisch ist für mich: normalerweise habe ich für alles einen Plan B, vor allem, wenn mein Plan A andere Menschen miteinbezieht. Dieses Mal nicht.

Ich wurde auch nicht enttäuscht: er kam.
Seitdem sehen wir uns regelmäßig. Wir telefonieren. Wir halten Händchen. Wir küssen uns.
Wir haben uns in der Bahn kennengelernt, und wir lieben uns.
Es ist alles einfach – zwischen mir und dem Typen aus der Bahn.