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Reißverschlussprinzip

I keep thinking, ‚If xy happens, things are going to get better‘. I thought if I moved, I would become more organized. Re-invent my love for cooking. Get up earlier. Be healthier.
Turns out, they don’t.

Ich bin nicht unglücklich, nicht per se. Es gibt sogar sehr viele Sachen, die mich glücklich machen. Die Umstände sind gut, eigentlich. Meine Gesundheit macht mich fertig. Und die Arbeitssituation.

Ich habe immer noch keinen Therapieplatz gefunden, keine Medikamente. Darüber hinaus bin ich in letzter Zeit ständig krank, habe Probleme mit meiner Periode und bin typischerweise zwei Wochen im Monat außer Gefecht gesetzt; entweder wegen PMS, Bauchkrämpfen, Migräne oder sonstigem. Ich gehe ständig zum Arzt, nie kann man etwas finden. Wie auch, wenn keiner sich jemals mehr als eine Minute Zeit nimmt, mir niemand zuhört, man mich wegscheucht, wenn ich wiederkomme?

Ich bin frustriert, weil ich jedes Mal wieder Hoffnung habe, obwohl ich weiß, dass es sinnlos ist. Nichts wird sich ändern. Ich habe wenig Energie und bin die ganze Zeit deprimiert, Standardaufgaben werden zur Qual, dauern ewig. Nichts macht mehr Spaß, alles ist anstrengend.

Das Schlimmste ist die Selbstständigkeit. Immer, wenn ich gerade nichts zu tun habe, gerate ich in Panik, weil das bedeutet, dass ich kein Geld verdiene. Wenn ich krank bin, versuche ich trotzdem, hier und da Arbeit dazwischen zu schieben, ich kann mich nie auf Erholung konzentrieren. Ich möchte Sicherheiten, Routinen, aber ich kann sie mir nicht selber schaffen. Ich bin einfach nicht der Typ dafür. Ich habe viele Bewerbungen geschrieben, nichts hat geklappt.

Ich dümpele, mal wieder, einfach vor mich hin. Ich hätte nicht gedacht, dass es so hart ist. Jeder Tag ist anders, ich kann nichts vorhersehen, und weil ich nichts planen kann, fühle ich mich wie festgefroren. Als würde ich feststecken, komme nicht vor, nicht zurück, ein klemmender Reißverschluss in der Jacke. Das ist nichts für mich, ich will hier raus, aber ich weiß nicht, wie, traue mich nicht, noch mal von vorn anzufangen (und wenn ja – wo?), komme aber auch nicht weiter.

Ja, im Januar fange ich eine neue Stelle als Feste Freie an, vielleicht wird das gut, maybe it’s gonna change everything, but I keep thinking that.

Verzerrte Warteschleifenmusik

Das Warten zehrt an meinen Nerven. Ich weiß nicht, was nächste Woche sein wird, geschweige denn nächsten Monat, nächstes Jahr. Wo werde ich arbeiten? Wo werde ich leben? Mit wem? Ich denke immer wieder, “das sieht gut aus”, nur, um dann doch noch eine Absage zu bekommen. Wofür bin ich gut?

Wenn ich bis Mitte Juli keine Aussicht auf einen Job habe, wird es komisch. Dann fängt R. an zu arbeiten. Und ich? Ich suche seit zwei Monaten, nichts. Es ist frustrierend. Was mache ich falsch in den Vorstellungsgesprächen? Ich will Sicherheit. Seit Covid verändert sich ständig alles. Anfang 2020 war ich im IKEA, um mir einen Schreibtischstuhl zu kaufen. Ich dachte: Endlich angekommen. Endlich lohnt es sich, ein Möbelstück zu kaufen. Hier werde ich bleiben. Ein halbes Jahr später habe ich mich für den Master in Berlin angemeldet. Dann habe ich mich von D. getrennt. Meine Firma ist pleite gegangen. Mein Auslandsaufenthalt abgesagt. R. kennengelernt. Neuer Job. Masterarbeit. Abgeschlossen. Und jetzt sitze ich hier und weiß gar nichts.

Bei zwei Bewerbungen denke ich wieder, das sieht gut aus. Bisher noch keine Antwort. Ab wann muss man sich Sorgen machen? Wenn einem jemand gefällt, meldet man sich dann nicht schnell zurück? Die Warteschleifenmusik verzerrt sich.

Ein Discofox tanzender Pinguin

Ich habe gestern überlegt, ob ich D. schreiben soll. Ihn fragen, wie es ihm geht. Was er macht, wo er ist. Schließlich habe ich seit über einem Jahr nichts mehr von ihm gehört. Das ist Rekord seit wir uns kennen. Natürlich habe ich mich gefragt, ob es okay für R. wäre, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es ihm letztendlich egal wäre. Er würde es vielleicht nicht unbedingt verstehen, hätte aber auch kein Problem damit. Ich habe D. nicht geschrieben. Ich habe unseren Chat geöffnet und ein paar Nachrichten gelesen und mir gedacht: eigentlich habe ich überhaupt keine Lust, mit dir zu reden. Ich will nur wissen, was du gerade machst.

Ich denke immer noch nicht, dass er absichtlich “abusive” war. Vielleicht sagen das alle, ich weiß es nicht. Ich denke, er ist eine neurodiverse Person, die das nicht einsehen möchte. Er hätte aber auch keinen Grund gehabt, mich weiterhin Dinge zu fragen und dann die Antwort zu ignorieren, sodass er mich hundertmal das gleiche fragt. Immerhin waren wir schon seit einem Jahr nicht mehr zusammen. Er konnte also nur noch verlieren. Er hätte auch keinen Grund gehabt, mit mir zu reden und dann nie auf das einzugehen, was ich sage. Warum dann überhaupt noch mit mir reden?

Je länger wir nicht mehr zusammen sind, desto mehr werden mir Dinge klar, desto dankbarer bin ich für R., desto mehr denke ich this was the good thing covid was supposed to cause.

R. und ich lagen gestern im Bett. Es ging mir nicht gut. Den ganzen Tag habe ich mich kaputt, schlaff, unkonzentriert, schwach, müde gefühlt. Wir haben am Morgen ein bisschen Tanzen geübt, dann bin ich auf der Couch zusammengebrochen. Am Abend wäre unser Kurs gewesen, aber ich konnte nicht. Wir lagen also im Bett und reden über Pinguine. Und ich sage: “Bitte frag nicht MidJourney nach einem Discofox tanzenden Pinguin” und er sagt “Okay, was, das ist gruselig, woher, ich habe, was, ich habe gerade genau das gedacht, wie”. Und ich denke: I know this nerdy little brain of yours and I love it. Er hat mir hinterher ein GIF von einer tanzenden Taube geschickt, und eins aus einem Pingu-Clip. Close enough.

Vor ein paar Tagen habe ich ihm erzählt, ich hätte neulich ein graues Haar gefunden. Und er hat gesagt: Pinguine bekommen keine grauen Haare. Und mir ein GIF von einem Pinguinbaby geschickt. Ich weiß nicht, wann ich mich in einen Pinguin transformiert habe, aber alles an diesem Menschen ist so wholesome. Je mehr ich ihn mag, desto mehr Angst bekomme ich davor, dass wir uns irgendwann trennen. Dass ich doch zu viel bin, zu oft krank, zu kaputt, zu komisch. D. meinte immer of course you’re a pain in the ass, but you’re my pain in the ass und ich fand das schon damals nicht so endearing wie er es ausmachen wollte, vor allem, weil er nie zurückgerudert ist, wenn ich gesagt habe I’m not that difficult, I’m not that complicated, I’m not that hard to be around und er immer nur gesagt hat Oh boy, you are. R. findet mich nicht schwierig, sagt er. Aber man weiß nicht, ob das so bleibt.

Mandarinen auf Katzen

Ich sitze aufrecht im Bett und knabbere gluecklich an einer Sesamstange. Ich bin aufgewacht, habe eine Stunde gegen meinen Hunger gekaempft und schliesslich aufgegeben. Es ist kurz vor sieben am Morgen. Du liegst neben mir und hast keine andere Wahl, als jetzt auch wach zu sein. „Solange du keine eingelegten Gurken isst…“ sagst du, ich laechle, sage „Nur mit Nutella“ und schaue dich an. Als ich deinen Blick sehe, so viel Liebe, so viel Zuneigung, denke ich fast wuenschte ich, ich waere wirklich schwanger. Du siehst so zufrieden aus mit dem, wo du bist, mit dem, was wir sind, dass ich dir alles geben moechte.

Die zwei Wochen in Krakau waren unspektakulaer. Ich war die meiste Zeit allein und die meiste Zeit habe ich mich mies gefuehlt. Ich hatte viel Kopfschmerzen. Migraene. Periode. PMS. Manchmal alles auf einmal. Der Kurs war anstrengend. Aber erfolgreich. Ich habe eine Freundin gemacht, vielleicht. Mein Vermieter war ein creep und ich hatte nicht die Courage, ihm das mitzuteilen. Das Patriarchat bleibt auch wegen Leuten wie mir bestehen. M & B waren kurz da, das war schoen. Wir waren Bouldern, im Museum, viel Spazieren. So ging die Zeit herum. Ich habe ein Kaeseplueschtier fuer R gekauft. Ich glaube, er hat sich gefreut.

Auf dem Weg nach Split sind wir in einen apokalyptischen Schneesturm geraten. Sogar das Fernsehen war da und hat die Ankunft unseres Zuges gefilmt. Ueber ein Meter Schnee in manchen Teilen Dalmatiens. Der Urlaub an sich war gut. Aber auch da war ich leider die meiste Zeit krank. Und deswegen laengst nicht so produktiv, wie ich gerne gewollt haette. Aber so ist das wohl. Es tut mir ein bisschen Leid fuer R, weil ich staendig krank bin, wenn wir unterwegs sind. Aber er meinte, es sei ok, und ich glaube ihm.

„Ich bin froh, dass wir uns nicht streiten.„Warum sollten wir uns streiten? Du bist halt krank. Du liegst ja nur rum.“ Ja, warum bist du so sauer auf mich – das hatte ich auch gedacht, als ich in Moskau einen Bandscheibenvorfall hatte und D gebeten hatte, mich ins Krankenhaus zu bringen. Er hat die ganze Taxifahrt nicht mit mir geredet. Schliesslich haette ich es besser wissen muessen, der Bandscheibenvorfall war meine Schuld. Wahrscheinlich haette ich eigentlich spaetestens da Schluss machen sollen. Wer tut so was? Aber ein Teil von mir hatte natuerlich gedacht, dass D Recht hatte. Ich wusste, ich hatte Schmerzen. Ich bin trotzdem nach Moskau gefahren. Vielleicht waere es nicht passiert, wenn ich nicht gefahren waere. Oder vielleicht waere es spaeter passiert. Man weiss es nicht.

Auf dem Rueckweg hatte ich mich nicht gut gefuehlt. Ich war genervt, kaputt, muede, hatte Hunger, war ueberfordert. Aber R hat so eine natuerliche Begabung darin, mit mir in solchen Situationen umzugehen, dass es schnell wieder bergauf ging. Es ist faszinierend. Ich muss nicht mit ihm reden. Dann nimmt er meine Hand und drueckt sie ganz fest. Auch, wenn dazwischen vier Taschen liegen.

Das wichtigste zum Schluss. Wir sind jetzt Mitglieder bei Hajduk Split. Am ersten Tag unseres Urlaubs hatte R herausgefunden, dass die Jugendmannschaft gegen Manchester City antritt. Da mussten wir natuerlich hin. Die Darbietung hat uns so ueberzeugt, dass wir am Sonntag darauf gleich noch einmal im Stadion waren, zu Hajduk gegen Lokomotiva Zagreb. Ein Thriller, der mit einer 3:4 Niederlage endete. Um an Karten zu kommen, musste man Mitglied werden. Jetzt habe ich einen Ausweis in meinem Portemonnaie und einen Sticker auf meinem Handy.

Mandarinenernte. Auf dem Weg in die Innenstadt und zum Stadion sind wir durch einen Park gegangen, an dem Mandarinenbaeume wuchsen. Alle Fruechte, die vom Boden aus erntbar waren, wurden schon abgepflueckt. Aber das hat uns natuerlich nicht aufgehalten. Irgendwann kam eine Frau vorbei und gab uns ihren Regenschirm, um uns zu helfen, an die von uns anvisierte Mandarine zu gelangen. Es hat funktioniert. Wir haben danach natuerlich noch mehr geerntet, extra einen Stock irgendwo aufgegabelt. Aber sie waren sehr sauer, bitter, gar nicht essbar. Aber R hat trotzdem ein paar Kerne mitgenommen, fuer sein Prokrastinationsprojekt. Ausserdem Oliven, Rosmarin, Kakteen. Ein kleiner Split-Garten.

Habe ich schon erwaehnt wie sehr ich diesen Menschen liebe?

Mundanes

Als wir in der Bahn saßen nach dem Kino und ich auf deine dunkelgraue Stoffhose geschaut habe, habe ich gedacht: Ich ertrage das nicht mehr, dass ich dich schon wieder so gut kenne. Ich will dich anschreien und weggehen, dich einfach sitzen lassen und nie wieder kommen. Stattdessen konzentriere ich mich auf die Punkte des Bahnsitzmusters. Weil ich weiß, dass ich nur 10 Stunden vorher, beim Aufwachen, gedacht habe: es gibt nichts Schöneres, als morgens zuerst dein Gesicht zu sehen. Und dass ich dachte: ich liebe es, dich immer besser und besser zu kennen. Aber das ändert nichts an dem Gefühl in dem Moment, in dem ich auf deine Beine schaue. Ein falsch platziertes Stückchen in meinem Gefühlsmosaik, das man nicht mehr verschieben kann, weil es längst angeklebt ist. Und wie soll man das auch einem Menschen klar machen, dass diese Gedanken koexistieren, das bleischwere Nicht-Ertragen-Können und das Samtweich-Verliebt-Sein? Dass ich mich einerseits freue auf die Millionen mundanen Momente, die uns noch bevorstehen und mir andererseits nichts Schlimmeres vorstellen kann, als noch einen weiteren vorhersehbaren Abendausklang?

Wir waren dann noch im Restaurant gegenüber, anstatt etwas zu kochen, wie eigentlich geplant, und irgendwie hat das geholfen. Und ich wollte dir so viele Dinge sagen, aber ich konnte nicht. Nicht, weil ich nicht wusste, wie, oder weil ich Angst vor deiner Reaktion hatte, sondern, weil ich dachte: warum? Was hast du, was haben wir davon, wenn ich dir das jetzt erzähle? Warum musst du das über mich wissen? Nur um zu verstehen, warum ich gerade so schaue? Was ist daran so wertvoll?

Das Letzte, was ich will, ist, dass wir getrennte Wege gehen; manchmal denke ich, ich würde daran zerbrechen, wenn ein solches Ereignis auf meinen aktuellen Gefühlszustand träfe. Aber auch, weil ich wirklich überzeugt von uns bin. Und trotzdem ist da immer wieder dieser Teil in meinem Kopf, der sich denkt Ich halte es nicht mehr aus. Ich weiß natürlich, dass der Teil unrecht hat, aber es ist so gottverdammt anstrengend, permanent gegen sich selbst argumentieren zu müssen.

Ich liebe dich, ich weiß das, wenn es eine Sache in meinem Leben gibt, die mich gerade stets zuverlässig glücklich macht, dann bist du das, und trotzdem immer wieder die gleiche Diskussion mit mir selbst. Dabei gäbe es wirklich nicht mal irgendetwas Reales an dir auszusetzen, nichts schlimmes, wirklich nichts, was über Menschen sind Menschen hinausgeht.

Ich bin so ausgelaugt, so müde, so kaputt, ich will einfach nur schlafen, will, dass mein Kopf mir Ruhe gibt, will einfach zufrieden und von weltlichen Dingen gestresst sein, nicht von imaginären Speerspitzen.

Gleiches Off

Ein Jahr. Spannend. „20:00 sturmfrei bei T.“ stand in meinem Kalender. Ein Quartett aus Osteuropastudierenden, Bier und Cards Against Humanity. Und eine Woche später der Gedanke: Naja, der Kumpel da von H., der war schon irgendwie cute. Vielleicht frage ich mal nach seiner Nummer, was habe ich zu verlieren? Auf genug seltsamen Dates war ich ja in letzter Zeit, was ist da eins mehr oder weniger? Immerhin sieht er gut aus, wenn es zu sonst nichts reicht. Und ein Jahr später der Gedanke: Ich weiß nicht, wie ich dir begreiflich machen soll, wie sehr ich dich liebe; jedes Mal, wenn ich dich anschaue, wenn wir miteinander schlafen, wenn du mich ganz fest drückst und mein Herz vor Gefühlen nur so überschwappt wie eine überfüllte Badewanne voller Zuneigung.

Und gleich gehen wir ins Kino, ins gleiche Kino wie damals, lustigerweise, auf unserem zweiten Treffen, aber damals haben wir Matrix geschaut und es hat draußen ganz fürchterlich geschneit und wir haben uns nicht getraut, uns zu berühren, bis deine Hand ganz langsam Kinosesselarmlehnenzentimeter für Kinosesselarmlehnenzentimeter in meine gewandert ist und ich hatte dir damals geschrieben „Ich hoffe, du hast deine Handschuhe eingepackt!“ und du hast geantwortet „Schneebälle formt man sowieso besser mit den Händen“ und ich war so positiv überrascht, dass du mich sofort verstanden hast, dass ich A. schrieb: ich hab da ein sehr gutes Gefühl. Und dann waren wir spazieren nach dem Kino, im Schnee, im Park, irgendwo in Neukölln, letztendlich doch Hand in Hand und ich stand vor einem Stein und du hast gefragt: „Möchtest du da hoch?“ und ich hab gegrinst und genickt und du hast mir deine Hand hingehalten, um mir aufzuhelfen, und ich dachte: ich hab da ein sehr gutes Gefühl.

Und jetzt sitze ich hier und denke. Und natürlich komme ich nicht umhin, manchmal zu vergleichen. Du hast letztens gesagt: Als wir dann bei dir zu Hause waren, habe ich erst gemerkt – du bist doch ganz schön betrunken. Da hätte ich ein schlechtes Gewissen gehabt, irgendetwas zu tun. Ich musste mich eben daran erinnern, wie D. einmal meinte, er hätte mit einer geschlafen, die so betrunken war, dass sie auf ihn gepinkelt hat. Green flags, red flags. Ich dachte mir das damals schon, aber im Kontrast wirkt es noch viel mehr, logisch.

Fragility

Nothing better than a good old cleansing mental breakdown after a party. Bonus points if your usually admiringly stable boyfriend somehow joins in.

Die Woche war seltsam. Sie startete mit meiner Mutter, was naturgemäß nie etwas Gutes verheißt. Dann zwei Tag im Büro mit allen anwesend, jeden Tag beschäftigt, viel vor, umtriebig. Und das Wochenende auch, wenig Schlaf, viel unterwegs. Und Donnerstag, Freitag dann einfach nur schlafen, schlafen, schlafen. Freitag, dieser seltsame Abend.

I see that something’s been brewing on your mind since we met on Wednesday”, he says and all I can think is: has it? Well if he says it it must be true? And then I remember all of D.’s little tricks and the way he made me believe I was in love and desperate for this relationship for almost five years until I completely forgot who I was and what I wanted. The only thing I am really desperate for is for someone to tell me what’s going on, how to figure this life thing out.

Und ich denke wirklich darüber nach: will ich das jetzt? Ich weiß sofort, es ist es mir nicht wert, aber ist da ein Teil von mir, der enttäuscht darüber ist, dass ich sage: du musst jetzt gehen? Flirten macht Spaß, klar, das vermisse ich manchmal ein bisschen. Und, sicher, neue Personen auszuprobieren ist aufregend. Aber in dem Moment bin ich vor allem eines: gestresst. Weil ich nicht will, wirklich nicht, auch nicht, wenn jemand mir erzählen möchte, er wüsste, was ich will – will ich nicht. Weil ich bereits alles habe, was ich brauche, und der Gedanke, dass sich R. so fühlen könnte wie ich in dem Moment, in dem D. mich morgens um halb sieben aus A.s Sofa klingelt, zerreißt mir die Seele.

Loving someone is scary, sage ich. Was soll ich denn sagen?, sagst du und klingst dabei – schrill. Kein Adjektiv, das ich normalerweise mit dir verbinde. I found a weak spot, I think, and immediately feel bad about it. I don’t mind knowing your weak spots, I just don’t want to use them. Even to me, just thinking it, it already sounded manipulative.

Loving someone is scary, exactly because of this. It makes me vulnerable. It makes me dependent. It shifts control from my hands into yours — that’s the worst part. Maybe I haven’t properly loved in a while, had forgotten what it’s really like.

I’m sitting on the countertop in my kitchen, legs stretched out to the sink in front. Crying hysterically, and my only thought is I’m broken, I’m broken, I’m broken, not just fragile, straight up broken beyond repair. And I see that you’re not feeling well, either, and I want to help you, say something, do something, but I’m trapped in my thoughts and the only way I know how to deal with it is leaving. And now you’re helping me, and I’m thinking you shouldn’t have to do this. I don’t want to reverse everything to be about me.

Ich möchte dir so viele Dinge sagen, alles mit dir teilen, in meinem Kopf ist es immer so einfach. Hier: ich lag heute im Bett und habe mir vorgestellt, wie du später zurück kommst, ich deinen Kopf in meine Hände nehme und sage: You’re beautiful and I love you. You drive me crazy with passion and desire, and there are not enough words in my vocabulary to accurately describe my feelings for you. Und plötzlich öffnet sich die Tür und ich fühle mich doch noch nicht bereit, du klopfst und ich laufe ein paar Schritte auf dich zu, du sagst irgendetwas und der Mut, dir meine Gedanken mitzuteilen, ist verflogen, bevor er sich überhaupt aufbauen konnte.

I did tell him that I loved him in the morning, when I was drunk and he was drunk and we were dead tired already and he did say it back, but does he remember? He probably does, but I guess it doesn’t matter to him – it’s just words. Those are my world, not his.

Starren in Kerzenlicht

Loch. Schwarz. Groß. Gerade so: warum aufstehen? Warum essen? Warum Uni? Warum arbeiten?

Eisentabletten gegen innere Leere, aber mit Eisentabletten kann man nicht alles behandeln.

Ich liege im Bett. Ich liege auf der Couch. Ich sitze vor dem Computer und starre auf den Monitor. Ich schreibe oft: sorry, schaffe ich nicht. Sorry, kann ich nicht. Und bleibe liegen.

Und ich sage: ok. Und: Ok. Und: Okay. Weil mir alles egal ist.

Kohlmeise, Eichelhäher, Seidenschwanz, Kernbeißer, Goldammer, Erlenzeisig, Kleiber, Haubenmeise. Pick, Pick, Pick.

Rotpunsch, Fenchel-Anis-Kümmel, Schwarzer Tee, Ausflug auf den Gewürzmarkt, irgendwas, irgendwas, irgendwas. Schmeckt sowieso alles gleich.

Dezember, ein Leben in Adventsschleifen.

Los, denke ich. Nein, denke ich. Und mache: nichts. Manchmal ein kurzer Motivationsschub, große Überraschung. Dann Starren. Auf den Monitor, auf Kerzen, auf den Boden, aus dem Fenster, in die Nacht.

Zu spät auf der Arbeit, mir egal. Unikurs verpasst, mir egal. Nachbarn schreien, mir egal. Wenn alles zu viel ist, ist nichts genau das richtige.

Sorry, ich kann gerade nicht. Bin nicht verfügbar. Kein Anschluss unter dieser Person. Auf unsichtbar. Momentan nicht erreichbar.

Es dreht sich und dreht sich und dreht sich alles, bis ich kotze, ein Karussell, im Kreis, von Fliehkräften bewegungsunfähig an den Rand gepresst. Das ist ein gutes Bild und wenn es wirklich so wäre wie diese Metapher, wüsste ich, wann es aufhört, aber ich weiß nicht, wann es aufhört.

D. hatte letztens Geburtstag und ich hatte es bis vor Kurzem völlig vergessen, habe nicht an ihn gedacht. Da habe ich mich ein bisschen schlecht gefühlt. Er hätte ja sowieso nicht gewollt, dass man ihm gratuliert, aber ein bisschen Denken, das hätte man schon tun können.

Wir sitzen auf der Couch und wir reden und reden und reden und reden und es wird nie langweilig. Wir reden, bis wir ins Bett gehen und dann reden wir noch ein bisschen weiter. Früher haben wir mehr geschwiegen, warum? Ich glaube, ich habe mich viele Dinge nicht getraut, dir zu sagen. Du vielleicht auch nicht. Wir haben fünfzehn Minuten darüber diskutiert, dass wir in Polnisch in einem U sitzen. Das hätten wir vielleicht nicht gemacht. Ich hätte dir keine Belanglosigkeit aus meinem Alltag erzählt, und du hättest dich nicht getraut, mich zu unterbrechen, um dich über meine Art lustig zu machen. Es ist schöner so, wie es jetzt ist. Ich habe nichts gegen Schweigen, aber ich mag es, zu sehen, dass du dich mit mir wohl fühlst.

Gedankenschleifen

Es ist schon seltsam, wie kleine Dinge einen manchmal in scheinbar bodenlose Gedankenschleifen werfen können. Gerade gestern noch habe ich geschrieben, dass es mir gut geht, im Moment. Das stimmt auch größtenteils, aber natürlich gibt es zwischendurch immer diese Augenblicke, so wie jetzt.

Und ich möchte dich gerade in den Arm nehmen und dir sagen, wie dankbar ich für dich bin. Nicht nur dafür, dass du für mich da bist. Sondern auch dafür, dass du mir nicht das Gefühl gibst, mich aushalten zu müssen. Dass du mir nicht zeigst, wie schwierig ich bin, dass du mich nicht einmal für besonders schwierig hältst.

Berlin, dunkel. Die billige Leuchtreklame des Hotels gegenüber kreiert zusammen mit dem grell knisternden Weiß der Straßenlaterne ein Feuerwerk in meinem Zimmer. Wenn ich aus dem Fenster schaue, kann ich immer noch ein paar rote Blätter erkennen, die matt im Licht schimmern. Es ist kalt geworden, aber der Herbst ist noch nicht vorbei. Noch erinnern die warmen Farben schwach an sonnige Tage. Ich sitze im Bett und höre meinen Nachbarn dabei zu, wie sie laut durch ihre Wohnungen schlurfen. Eine Tür knarrt. Wasser rauscht durch die Heizungsrohre. Irgendwo spielt jemand Techno. In Berlin spielt immer irgendjemand irgendwo Techno. Mir ist nach Abenteuern zumute, nach Erlebnissen, Aufregung. Nach flüchtigen Bekanntschaften und hastig bereuten Fehlern. Nach Straßenschildern für die WG-Küche klauen und Verkehrsberuhigung für den Kiez. Ich möchte mit fingierten Bars kostenlosen Wein abstauben und obdachlose Saxofonisten auf Hausparties einschleusen. Will, dass meine Mitbewohnerin nachts um 3 nach Hause kommt und als erstes die Glühbirne wechselt. Sehne mich danach, mit Straßenmusik 50 Cent zu verdienen und diese kurz darauf beim Kokstaxi auszugeben, um die ganze Nacht gitarrespielend in Neukölln auf dem Balkon zu sitzen. Vermisse es, Baugerüste zu erklimmen und ruinöse Häuser und verlassene Fabriken zu durchstöbern. Ich kann mir nicht vorwerfen, nicht genug erlebt zu haben, aber jetzt sitze ich hier und lausche meinen Nachbarn und denke. Und denke. Und denke.

:)

Ich fragte mich gerade: wie fange ich meinen nächsten Blogeintrag an? Und ich dachte: “Alles ist gut“. Ich weiß nicht, ob wirklich alles gut ist. Vielleicht schon. Ich warte auf mein Bafög, aber es ist bisher auch ohne seltsam okay. Heizkostenzuschuss sei dank. Darum mache ich mir gerade überraschend wenig Sorgen.

Ich wünschte, die Leichtigkeit, mit der ich diese Zeilen tippe, würde sich auf die Arbeit an meiner Masterarbeit übertragen. Aber man kann nicht alles haben. Es geht voran, ein bisschen, denke ich.

“Aber schon normale Croissants, oder?“, sagst du. Wir machen ein Croissant-Tasting. Drei verschiedene Läden mit drei verschiedenen Croissants. Ich weiß nicht, warum, aber es ist wieder einer dieser Momente, in denen ich mir denke: :). Wir sitzen am Tisch und platzieren je eine Croissanthälfte auf den jeweiligen Tüten und die andere Croissanthälfte, spiegelgleich, damit wir sie nicht verwechseln, auf meinem Teller. Mit halbseriöser Miene probieren wir uns durch die Berliner Croissantwelt. Welches Gebäck gewinnt, ist am Ende gar nicht mal so wichtig (gut, dass es das von nebenan ist). Was zählt, ist, dass wir unseren Alltag ständig mit kleinen Dingen verschönern. Wir brauchen keinen Grund, um uns zu sehen, aber finden trotzdem immer einen, um unsere Treffen besonders zu machen.

I‘m so in love with all these little things you do. Collect sea shells, steal pine cones, jump in front of a broken seismograph, help me climb up a rock, go on an ice cream tour, discuss how to steal 100,000 geese, hold me real tight sometimes. I really wish I could tell you, maybe. It‘s been 10 months and I still get giddy when I‘m around you.

Bald ist Halloween, also wollten wir einen Kürbis schnitzen. Wir wollten einen Kürbis schnitzen, weil ich breit im Supermarkt einen Karton voller Riesenkürbisse gesehen habe und dir ganz aufgeregt ein Bild geschickt habe. Wir wollten auch ins Museum gehen. “Wir können uns ja dort inspirieren lassen, ich finde, ein expressionistischer Kürbis hätte auch etwas“, sagst du. Und ich denke wieder: :). Also überlegen wir uns angestrengt, wie ein expressionistischer Kürbis aussehen könnte, und entscheiden uns hinterher aus Mangel an Talent für ein einfacheres Motiv.

Nach dem Museum und zwei Glas Wein kommen wir nach Hause, draußen ist es dunkel. Wir stehen in der Küche, “Willst du noch was trinken?“, nicken, unsere Blicke fallen zeitgleich auf den Kürbis. “Was machst du morgen?“, frage ich, du lachst und sagst “Ich sehe, wir verstehen uns“. Und ich denke wieder: :).