В загулу

Es ist natürlich schwer bis unmöglich, bildhaft zu beschreiben, was in den letzten zwei Wochen so geschehen ist. Es ist einfach zu viel. Im Russischen gibt es einen schönen Ausdruck für das, womit ich mich beschäftigt habe, nämlich: заитй в загулу. Das bedeutet so viel wie viele Tage hintereinander jeden Abend feiern. Pub Crawls. Geplante und spontane Hausparties. Gemütliches Zusammensitzen. Ремонт-Frustration (sie haben in Zoes Haus die Toilette ausgewechselt. Dieser Prozess war sehr laut und hat drei Tage gedauert. Die Decke des Badezimmers hat sich dabei verabschiedet. Die Vermieterin nannte es liebevoll ‚eine riesengroße Zerstörung‘ und drückte mir einen Pinkelpott in die Hand während ich im Halbdelirium in der Küche versuchte, Frühstück zuzubereiten.) Ich habe mit so vielen Leuten an so vielen verschiedenen Orten zu so vielen unterschiedlichen Anlässen und Nicht-Anlässen Alkohol konsumiert, mir sind die Zahlen ausgegangen. Ich habe David in ein vierstündiges russisches Theaterstück geschleppt, bei dem wir keine vernünftigen Sitze hatten (so Klapphocker am Rand der Zuschauerreihen). Ich habe einen Abend damit verbracht, mit einem Haufen Amerikaner alle (na ja, gefühlt) Schwarzenegger-Filme hintereinander zu schauen. Ich habe mir ein Eishockey-Match angeschaut (Weißrussland gegen Norwegen. Weißrussland hat gewonnen. Die Tickets haben 50 Rubel gekostet. Es waren ungefähr 20 Zuschauer.) Ich war in der verwirrtesten Mannschaft jemals Fußball spielen. Ich habe mir ein Konzert einer lateinamerikanischen Zwei-Mann-Band bestehend aus einer „Box“ und einem gitarrenähnlichen Gerät angehört und war danach in einem Club feiern, der blau-grüne Getränke in Erlenmeierkolben servierte und noch nicht einmal offiziell  geöffnet war. Ich bin permanent zwischen halbwegs luxuriösem Airbnb-Apartment und verwrackter, alter Kommunalka hin- und hergependelt. Ich habe sehr viel Erdnussbutter gekauft und enorm viel Zeit dafür investiert, diese zu finden. Ich habe viel Liebe bekommen und viel Liebe gegeben, einem meiner Lieblingsmenschen meine Lieblingsecken meiner Lieblingsstadt gezeigt (und sie damit hoffentlich nicht allzusehr überfordert!). Natürlich wollte ich nicht gehen, aber natürlich kann ich auch nicht ewig weiterfeiern. Ein Teil des Reizes für alle Beteiligten war ja die Tatsache, dass es nur so kurz war.

Nun zu David. Ich habe von David in diesen zwei Wochen so viele Dinge gehört, von denen ich nie dachte, dass er sie jemals sagen würde. Er sagte sie betrunken, und dann sagte er sie nüchtern noch mal, um sicherzugehen, dass bei mir ankommt, dass er es ehrlich meint. Und jetzt bin ich wieder in Berlin und mein Herz ist so voll und verwirrt wie eh und je.

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